Do 13 Mrz 2008
(Wir wissen ja, dass wir manche Artikel über unsere Quartiere zuerst überschlafen müssen, um sie zu verstehen. Aber immer öfter werden wir unsere widerspenstigen Gefühle auch Tags darauf nicht los.)
Überraschend ist die Erkenntnis, dass es in Hochhäusern weniger Konflikte gibt. Diese Bauten sind für viele ein Schreckgespenst. Sie gelten als Hochburgen der Anonymität. Genau dies verhindere Konflikte, sagt Professor Nett. (…) Je weniger tägliche Kontakte es gebe, je weniger die soziale Kontrolle ausgeprägt sei, desto weniger Reibungsflächen gebe es.
Warum haben wir das nicht längst gemerkt? Es erklärt so vieles!
Dass die Kassen in den Quartiervereinen von Bernwest im Vergleich zur übrigen Stadt immer gut gefüllt sind, hat nicht etwa mit dem Weitblick der Erstbewohner und der Effizienz der Freiwilligen zu tun, nein, es liegt auf der Hand: Die Schatullen sind in der Anonymität vergessen gegangen und haben keinen anderen Zweck mehr als Zinsen zu generieren.
Dass unsere quartiereigenen Kindergärten die Integration von 80% ausländischen Kindern weitaus besser schaffen, als andere Quartiere ihren viel kleineren Anteil, liegt nicht daran, dass sich die Kindergärtnerinnen und die Quartierarbeiter dafür ein Bein ausreissen, nein, es liegt an den höchst seltenen Kontakten und der eingeschränkten sozialen Kontrolle – erst so entsteht der nötige Freiraum für Selbstintegration.
März 13th, 2008 at 23:50
Bei „solchen Verhältnissen“ von Anonymität und „Kommunikationsverweigerung“ komme es zu „traurigen Höhepunkten“. Das seien die Verstorbenen, die wochenlang in ihrer Wohnung liegen. (Die Blöcke von Bern-West sind farbig und aus der Vogelschau abgebildet). Obwohl ich 36 Jahre hier lebe, ist mir kein solcher Fall bekannt.