Seit Monaten treffen sich bei uns auf dem Spielplatz fünf Frauen libanesischer und irakischer Herkunft mit ungefähr 20 Kindern. Alle tragen ein Kopftuch. Immer passend zu ihren Gewändern, farbig, perfekt gebügelt und bei den jungen Frauen unter dem Kinn zugenäht.

Das älteste Mädchen, dünn und lang, bei diesem Gespräch von Kopf bis Fuss in Blau eingehüllt, begleitete ihre Klasse nicht in die Landschulwoche. Ich wunderte mich. Sie erklärte mir, dass ihre Mutter ihr die Teilnahme nicht erlaubt hatte, weil ihr Lehrer ein Mann sei und sie die Woche auch mit den Knaben verbringen würde. Nächstes Jahr dürfe sie vielleicht mit, wenn sie ein eigenes Zimmer bekommen könne. Ja, sie sei schon traurig. Sie wäre dann noch mehr Aussenseiterin, weil sie viele Gruppenerlebnisse verpasst hätte.

Die Mutter sass im Gespräch mit ihrer Schwester, Schwägerin und Freundin in der Nähe. Ich sprach sie darauf an und erklärte kurz mein Bedauern. Sie wolle das Mädchen nur schützen. Für eine Muslima sei das Leben hier sehr schwierig, erklärte sie mir. Ihre Tochter bete fünf Mal täglich. Ausserdem verhülle sie Haar und Körper vor jedem Mann und jedem Bub. Wie sollte sie sich da dem Landschulwochen-Programm anpassen können? Ausserdem werde das Mädchen in fünf Jahren heiraten. Wer würde sie dann überhaupt noch nehmen, wenn sich die Teilnahme an dieser Woche herumsprechen würde?