Bei Multivitamindrink und frischem Fruchtsalat überzeugte ich meinen Kollegen doch davon, Meldung zu erstatten. Er wolle doch auch, dass es in irgendeiner Statistik auffällt, was für eine gefährliche Ecke das ist. Endlich konnten wir dann Anzeige erstatten. Der Polizist, der das Protokoll schrieb war sehr nett. Ja, letztes Wochenende sei zu streng gewesen, als dass die dreissig Polizisten überall hätten sein können. Bei schönem Wetter sei alles noch viel schlimmer, da schössen die Gesetzesbrechereien steil in die Höhe. Messerstechereien, Vergewaltigungen, Überfälle, Einbrüche, Umfälle, häusliche Gewalt. Wie das Verhältnis zwischen Schweizern und Ausländern sei, wollte ich wissen. Fast 20% seien Schweizer und 99% der Kriminellen seien Männer, wagte er zu behaupten. Am meisten störte es den Beamten, dass die interne Presse kaum etwas veröffentlichen lasse. Es dürfe eben in der Stadt nicht den Eindruck entstehen, die Polizei hätte die Kriminalität nicht im Griff. Wir waren zwei Stunden in seinem Büro und konnte auch gerade zwei andere Fragen über den Drogenhandel im Westen Berns und über Erpressung klären.

Als wir den Posten als pflichtbewusste und zufriedene Bürger verliessen, meinte mein eingebürgerter Kollege: „So, jetzt bin ich ein richtiger Schweizer.“