Sie wurde am Sonntag von ihrem Ehemann bedroht, aus dem Fenster geworfen zu werden und floh zu Fuss mit ihrem drei Wochen alten Säugling. Er fand sie um Mitternacht, brachte sie nach Hause und verprügelte sie blaugelbgrün. Am Montag kam sie zu mir und bat, ihre Schwester aus St.Gallen zu informieren. Diese schenkte ihr bisher kaum Glauben, erschrak über meine Erzählungen der NachbarInnen und kam sofort. Ein neuer Streit entfachte sich und die Polizei musste kommen.

Leider war die Mazedonierin so erschöpft und verängstigt, dass sie nicht zugab, bereits über ein Jahr misshandelt zu werden. Hatte sie doch stets die Warnungen ihres Mannes im Kopf, er werde sie überall finden und früher oder später umbringen. Vom Kind könne sie sich sowieso schon verabschieden, wenn sie ihn verlassen oder verraten würde. Also belog sie die Polizei, sie liebe ihn überalles, er hätte ihr sonst noch nie Gewalt angetan, sie wolle mit ihm und ihrer Tochter zusammen bleiben…

Die Polizisten erklärten mir die Gesetzeslage. Es sei zu wenig passiert, um jemanden mitnehmen zu können. Aussdem hätten wir hier auch keinen Wald mehr, wenn man all diese Typen einsperren würde. Da stünden nur noch Gefängnisse. Jeden Tag würden sie einmal wegen einem solchen Fall ausrücken. Ca. 30% der betreffenden Frauen würden Anzeige gegen ihre Ehemänner erstatten und davon käme wiederum jede Zehnte am nächsten Morgen auf den Posten, um diese zurück zu ziehen. Was wollte ich anders, als mich auch zurück ziehen? Die Mazedonierin hat noch nie auf mich gehört. Bloss in Extremsituationen will sie was von mir. Die Polizei verabschiedete sich ebenfalls. Auch die Schwester und ihr Mann nahmen nach heftiger Diskussion mit dem Täter den 250 km langen Heimweg in Angriff. Zurück blieb die junge Familie in der Einzimmerwohnung.