Feldpost von Vater

Nach über siebzig Jahren sind Joggelis Briefe an Hanna verblasst und brüchig geworden. Meine Mutter bewahrte sie in einer goldenen Schokoladeschachtel auf, waren sie doch der Anfang einer Mésalliance, die bis äneuse hielt.

Lausanne, 10.11.1942
Mein Liebes Hanny!
Schnell in paar Worte von mir. Bin am Montag gut gereist, nur viel zu schnell, habe gar nichts gesehen von der Gegend. Der Zug war überfüllt, nur im Postwagen stehen oder auf den Säcken sitzen. Der Drill ist in vollem Gange, sehr streng. Muskelkater bis obenauf, alles muss verdient sein. Ich möchte am liebsten wieder heim zu Dir, Hanny. Bis der Kurs vorbei ist, können wir fast nicht mehr auf den Beinen stehen. Der Oberst hat gesagt, wenn schon alle Muskeln kaputt, auf das Hirn kommt es an, nur den Mut nicht sinken lassen. Die zwei Tage dünken mich schon ein Monat.
Essen gut, aber nicht zu viel, denn ein grosser Bauch würde uns hindern, ein strammer Soldat zu sein. Ich weiss ja nicht ob ich den Kurs fertig mache wegen dem Daumen. Kann vieles gar nicht machen oder mit Schmerzen, aber keine Angst Hanny, ich ducke mich, wo ich kann.
Bist du gesund Hanny? Ich hoffe das Beste für dich und die Deinen.
Will schliessen für dies Mal, schick mir das Postsäckli mit 1 Paar Socken, 1 Hemd. Esswaren brauchst nicht zu schicken, nur einen langen Brief. Kann nicht mehr schreiben, ziemlich kalt und dunkel im Zimmer.

Leb wohl, mein Hanny, ein Kuss von mir.
Joggeli
HD Sdt. Glauser J.
U.O.S. HD Insp. ter 1