Fr 17 Mai 2019
Auf dem früheren Feld „Blumen zum selber Schneiden“ sind die Neubauten seit Ostermontag um zwei Stockwerke gewachsen. Weiter ins Tal – von uns „Täli“ genannt – hinein und hinauf sind die Wiesen saftig grün. Neben Schafen und Katzen strecken schottische Hochlandrinder und schwarze Angus-Mutterkühe ihre Nasen ins Gras. Leichter Regen fällt, wir sagen dem „töiderle“.
Wie immer, wenn’s auf den Langen Berg geht, bleiben wir auch heute in der vorgeschriebenen Geschwindigkeit ein Verkehrshindernis. Ab und zu hält die Fahrerin deshalb an einer geeigneten Stelle an, damit die Pressierten überholen können. Auf der Höhe angekommen ist nichts mit Bergsicht. Schwere Wolken hängen über den schneebedeckten Graten.
Trotzdem ist heute der Tag, an welchem wir die Eltern-, Grosseltern-, Urgrosselterngräber bepflanzen.
Eeendlich!
Aschermittwoch, die Passionszeit, Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern, Ostermontag, ja, sogar Muttertag blieben die Gräber ohne jegliche Blust.
Der Friedhof ist menschenleer und eine unerwartete Tristesse befällt mich, die nicht mit dem trübkaltnassen Wetter zusammenhängt. Immer mehr Gräber werden mit Zierkies und Ziersplitt zugeschüttet gestaltet. Trostlose Bienenwüsten. Krass könnte man sich fragen: „Wo gibt es für eine Biene einen besseren Platz zum Verhungern, als auf einem Friedhof?“
Ein alter Mann pflanzt einen Rosenstock auf ein Grab. Letzte Woche war er in Italien, erzählt er. Costa Ligura mit San Remo. Zum ersten Mal am und im Meer. Kalt, aber wunderbar.
Ja, jeder mache es dem anderen nach mit diesem „Grien“ auf den Gräbern. Das sei auch so mit dem Gras Mähen. „Hütigtags“ werde so oft gemäht, dass die Gräser nicht mehr absamen könnten. Schon jetzt gebe es nur noch Löwenzahn. Wenn einer mähe, mähe der ander einmal mehr und so gehe mit den Jahren alles dahin. Leider können wir dem Mann nicht widersprechen.
Auf die Elterngräber pflanze ich eine Erdbeerstaude neben Nelken, Lavendel, Thymian und Glockenblumen, streue noch ein paar Ringelblumensamen dazwischen.
In der Kirche übt der Organist ein Kleines Präludium von J.S. Bach. Er werde es an einem Konzert am 20. September in der Kirche Uetendorf spielen. Wir seien dazu eingeladen.
Hier eine Liste und ein paar Fotos von meiner Tochter (2nd2nd, female)
Gräber Erdbestattung 164
davon 105 Gräber mit Kies.
Das sind ca. 64 %
Urnengräber 116
davon 53 mit Kies
Das sind ca. 45 %
Total 280 Gräber
davon 158 mit Kies
Das sind 56 %
Mai 20th, 2019 at 09:32
Liebe 1st, das erstaunt mich! Auf den städtischen Friedhöfen sieht man das kaum. So erspart man sich wohl den zweimal jährlichen Gang aufs Grab der Angehörigen.. ich mag Friedhöfe sehr gern, aber diese Steinwüsten sind trist.
Kann sein, dass bei uns die Stadtgärtnerei das meiste übernimmt, die Gräber rund um das meiner Mutter sind immer grün oder tragen Blüten.
Mai 20th, 2019 at 16:29
Da hast du Recht, liebes Granium, die Friedhöfe in der Stadt sind reich an Blumen, Stauden und Gräsern, z.B. Bremgarten- und Bümplizerfriedhof.
Ein Imker, der seine Bienkörbe auf die Dächer der Hochhäusern gestellt hat, sagte mir, dass der Stadthonig besser sei, als derjenige aus den ländlichen Monokulturen.
Zu sagen ist natürlich, dass meine Elterngräber manchmal überwuchert sind und in einem kalten Frühling auf eine Bepflanzung warten müssen, bis die Minustemperaturen vorüber sind. Das macht im Dorf keinen so guten Eindruck. Unnötigerweise sorgt man sich sogar, dass sich die Eltern ob dem späten Anpflanzen und dem sommerlichen Gewucher im Grab umdrehen würden.