So 14 Nov 2004
Zum Glück seien Kopftuch/Schleier in Bern kein Problem, höre ich von der Integrationsstelle. Sollen wir uns trotzdem an einer Diskussion zu diesem Thema beteiligen?
Bestimmt, denn Schleier sind nicht immer sichtbar!
Heute müssen wir uns einsetzen für Integrationsangebote, müssen und dürfen in den Schulen fördern und fordern, die Mädchen Stärke und Selbstbewusstsein lehren, sie bei der Berufsausbildung und im Studium unterstützen. „… das Rückgrat des Patriarchats sind die patriarchal sozialisierten Frauen“.
Wenn wir, besonders in der Mittel- und Oberstufe in den Tagesschulen mehr Knaben als Mädchen antreffen, weil den Eltern die Ausbildung ihrer Söhne wichtiger erscheint, sollten wir diese Gelegenheit nutzen, die Knaben zu Demokraten zu erziehen. Das ist „mi Tüüri“ nicht einfach. Aber wir müssen! Schon vor zwanzig Jahren, habe ich mich dafür eingesetzt, dass alle Schülerinnen ins Schwimmbad oder in die Landschulwoche mitgehen und dass die jungen Frauen z.B. einen Pflegeberuf erlernen durften. In meinem Quartier war das, im Gegensatz zur übrigen Stadt, bereits ein Thema. Ich halte nichts von diesem falschen „Respekt anderen Kulturen gegenüber“, der meist nur aus Bequemlichkeit vertreten wird und auf Kosten der Frauen und Mädchen geht.
Wer weiss, vielleicht gibt es einmal eine Schweiz, in der alle das Recht haben, sozial und politisch mit zu reden und in welcher das Tragen eines Kopftuches dann wirklich freiwillig ist.
November 20th, 2004 at 16:25
Also ich hab mir jetzt überlegt, wie viele Frauen ich kenne, die den Schleier freiwillig tragen. D.h. also ihrem Mann sagen würden, „du kannst mich mal“, wenn er ihnen gestatten würde, den Schleier abzulegen.
Die eine ist eine Schweizerin, die anderen beiden sind Deutsche. Alle Konvertitinnen, bei zweien weiss ich, dass aus dem Katholizismus.
November 20th, 2004 at 22:39
Heute ganz ernsthaft *seufz*.
Ja sicher sollen wir uns der Diskussion stellen, da bin ich, liebe 1st, ganz deiner Meiung. Ich habe schon länger Mühe damit, dass diese „Hudle“ so im Zentrum der Auseinandersetzung stehen, nur weil sie sichtbar sind. Das kommt nicht gut, wenn man so etwas alltägliches (und an sich nicht soo schreckliches) zu einem Symbol überhöht. Die Diskussion wird absurd – viele Frauen, jedenfalls die TV-Märtyrerinnen – tragens schliesslich ja freiwillig. Und die Wahl der Kleidung als Teil der persönlichen Entfaltung ist ja in in unserer Gegend unbestritten. Also kurz: nicht die glücklichste Schiene.. nein, ich sage jetzt nicht, dass jemand die Diskussion absichtlich dahin führt.
Ich mochte mich bisher eben auch nicht allzu heftig echauffieren. Obwohl mir ist klar, dass die textilen Sitten hier lebender Frauen ein Anzeichen sind für die Gebräuche in den übrigen Lebensbereichen. Vielleicht ist aber das Absicht?
Wie auch immer. Wir können uns diese Diskussion noch ein gutes Weilchen aufsparen, bis wir alles andere auf die Reihe gekriegt haben – Integration in der Schule und Chancengleichheit.
Einschub:
Hat mir doch kürzlich eine gute Freundin (auch aus einem Beton-Quartier) erzählt, der hübsche, höfliche, coole, gut gebildete und akzentfrei dialektsprechende Sohn (gut 20) werde eine Braut aus dem Heimatland (Makedonien?) erhalten, er kennt sie noch nicht, und man müsse jetzt unbedingt eine Wohnung im selben Hauseingang haben für die beiden, weil sie in den ersten Wochen nach der Hochzeit, dann so oft hin und her müssten, und die Braut in dieser Phase noch eine traditionelle (goldverzierte?) Tracht tragen werde und es ihr nicht zuzumuten sei, von einem Hauseingang zum andern zu rennen mehrmals täglich, sie würde ja ausgelacht von den Nachbarn. Ohgott, was erwartet das arme Mädchen da.
Ende Einschub. Genug für heute.
PS: wenn sie die Hochzeit im Winter halten, geht das Kostüm easy als Fasnacht durch.
November 22nd, 2004 at 00:38
Alphonse, mein Schleier ist geplatzt vor Lachen und mein goldverziertes Kostüm hat einen Schranz.