Fr 14 Mrz 2008
Einmal im Monat treffe ich mich mit früheren Arbeitskolleginnen in der Quartierbeiz. Wir bestellen dann Rotwein und Schinkenbrote mit Salat. Heute sitzen fünf Männer am Tisch hinter uns und hören aus drei Handys laute Musik. Ich drehe mich zu ihnen um und bitte sie, diese abzustellen. Sie werden unterschiedlich zornig und beschweren sich über mich bei der Kellnerin, als diese ihnen das Bier bringt. Die Frau kommt zu mir und erklärt, dass es mit diesen Männern hier im Restaurant immer Probleme gebe. Von Frauen liessen sie sich nichts sagen. Wir sollten sie einfach nicht beachten und uns nicht aufregen. Hoppla. Meine Kolleginnen sind auch dieser Meinung und bitten mich inständig, mich ruhig zu verhalten. „Ja, Gottfriedli, muss ich mir das gefallen lassen? Auch ich bin hier zu Hause.“ Ja, aber ich wisse doch, was passieren könne, wenn man solche Leute provoziere. Ich solle mich bitte, bitte zurück nehmen, denn ich hätte doch noch etwas anderes vor als mit einem Messer …
Später ziehen die Männer dann ab, immer noch wütend. Einer sagt mir: „Du nicht meine Chef, du nicht in dein Haus, hier Restorant, alle kann machen was gefällt, du ganz frech Frau, du kein Respekt vor Auslander!“ Dazu sage ich nichts. Innerlich muss ich ein bisschen lachen. Die Kellnerin, überraschend mutiger geworden, kommt und bittet die „Herren“, die „Damen“ in Ruhe zu lassen.
Widerstrebend zieht auch der ab, welcher mich nicht als Chef will. Unter der Tür wirft er mir einen bösen Blick zu und droht:
„Ich scheiss auf deine Kopf.“
Die Kellnerin spendiert uns auch heute einen Kaffee. Bei jedem Besuch dankt sie uns dafür, dass wir ihren Söhnen Deutsch und Mathematik und ein bisschen Gümmäng* beigebracht haben. Der Ältere konnte heute seinen Lehrvertrag unterschreiben.
(Berndeutsch für „Benehmen“, abgeleitet von „comment“, französich „wie“)
März 14th, 2008 at 01:53
Ausländer die mit ihrem ausländersein prahlen..gehöhren ausgeschaft!
finde ich gut das du da zivilcourage gezeigt hast auch als schweizer muss man sich im öffentlichen Raum benehmen, und wer hier zuwandern will soll sich an unsere geflogenheiten halten..
März 14th, 2008 at 09:24
Den öffentlichen Raum zu teilen, ist für mich kein Problem. Mich für Integration, nicht nur für diejenige ausländischer Mitmenschen, einzusetzen ist mir ein Anliegen. Aber ich mische mich ein, selbverständlich auch dann, wenn es sich um Schweizer handelt.
März 14th, 2008 at 13:58
Gacker. Ich musste mir schon sehr viel sagen lassen, weil ich Handy-Sound kritisiert habe, Klein und Gross werden dann gern vulgär.
Und es ist genau so: die anderen Leute wollen dann immer, dass man sich ruhig verhält (z.B. im Bus), weil sie denken, diese Jungs werfen sonst Handgranaten. Ich hingegen meine, dass die Gefahr, dass sie gewalttägig werden, mit jedem Mal Schweigen steigt und mit jedem Mal Wehren abnimmt. Aber wer weiss, vielleicht werden wir ja allesamt einmal gemeuchelt und liegen dann tagelang unentdeckt in der Anonymität rum.
März 14th, 2008 at 15:54
Ja, ihr HochhausbewohnerInnen müsst da schon aufpassen.
Erst bekommt ihr im öffentlichen Raum auf den Kopf geschissen, dann werdet ihr im Dunklen abgemurkst um letztendlich in eurer Hochburg der Anonymität entsorgt zu werden (wo es ja keine Konflikte gibt)?oder so?
Fazit: Bleibt weiter so „frech“, meinen Respekt habt ihr, das Leben ist gefährlich!