Jahrelang erhitzte die Skulptur die Gemüter, selbst besonnene Berner*innen redeten sich in Rage über diese Verschleuderung von Steuergeldern. Ein Kunstwerk? Sicher nicht, meinten die Entrüsteten, als im November 1983 der Meret Oppenheim Brunnen eingeweiht wurde

Foto: Nelli Dössegger, Oppenheimbrunnen am Waisenhausplatz

Ein Schandmal sei der Turm für eine Altstadt, die gerade UNESCO Weltkulturerbe geworden war. Eher sehe er aus wie ein Pissoir, ein Minarett, ein Fabrikschlot, ein Stinkefinger oder das Abluftrohr der darunter liegenden Einstellhalle. Umgehend müsse ein neuer Standort „wyt ab vom Züg“ gesucht oder wenigstens hohe Bäume rundherum gepflanzt werden. Im Winter würden sich dann Passant*innen scharenweise um den Brunnen herum die Beine brechen. Als Fasnachtsgag stand einmal ein bislender Styroporbär auf der Säule. Insgeheim hofften die Gegner*innen, dass die Béliers die verhasste Skulptur in die Luft sprengten – was die wilden Böcke nicht taten.

Einweihung, November 1983, Foto Keystone / STR, bei SRF 18.07.2019