In der ersten Klasse machte ich Bekanntschaft mit dem Krippenspiel. Das war einfach unbeschreiblich. Mir war klar, dass ich die Maria spielen musste. Fräulein Schneider war aber anderer Ansicht. Die Maria wurde von ihrer Lieblingsschülerin Trudi gespielt, die langes, blondes Haar und leuchtend blaue, grosse Augen hatte. Zu den Engeln kam ich auch nicht. Ich durfte eines der Kinder sein, die mit dem Rücken zum Publikum auf einem Stühlchen sassen und der Weihnachtsgeschichte lauschten. Mehr als Ahh und ab und zu Ohh gab’s da nicht zu sagen. Mir ist heute klar, dass ich als Brüllegügger die lieblichfromme Maria nicht so gut hätte spielen können, wie Trudi.

Meine Freundin Caroline erinnert sich, dass sie im Krippenspiel einen Baum spielen musste: stillstehen, Arme seitwärts ausstrecken, ein grünes Hütchen aufgesetzt und ein paar hängende Blätter an den Händen, fertig, nicht mal Ahh und Ohh. Sie trägt, im Gegensatz zu mir, ihrer Lehrerin nichts nach.

Drei Bern-West-Prinzessinnen warten auf ihren Einsatz zum Frühlingstanz. (KG Gäbelbach, 2008)