Über Wassermangel machte ich mir in meiner Jugendzeit überhaupt keine Gedanken. Da waren die Brunnen vor den Bauernhäusern, die Feuerweiher, der Gäbelbach, die Gürbe, die Emme, die Sense, die Saane, die Aare, der Fallbach, die Seen und die Alpen – alles Wasserreservoirs. Manche Bauern besassen sogar eine eigene Quelle. Erst als ich vor 60 Jahren Eva begegnete, fing ich an, über Wasser nachzudenken. In ihrem Garten, mehr einem Gärtchen, hatte sie sich auf Sukkulenten beschränkt. Zwischen den Kakteen gab es besonders geformte Steine und Wurzeln, die meine Freundin von ihren Wanderungen durch Wüsten und Wadis mitgebracht hatte. Mit einem altmodischen Wasserkrug trippelte Eva jeden Abend durch ihren „Gan“, prüfte jedes Pflänzchen, verabreichte da ein Schlückchen, dort einen grosszügigen Schluck. Welche Freude, wenn sich hier eine zarte Blüte oder eine stachelige Knolle zeigte – gelb, rosa, weiss – und dort eine neue Rosette oder ein Minipälmchen.

Regenwasser im Schulgarten

Neidlos hörte Eva ihrem Nachbarn Joske zu, der mit dem seifenlosen Abwasser seiner Dusche einen Macadamiabaum bewässerte. Der Hobbybiologe nach Rudolf Steiner hatte vor Jahren einen Schössling aus Australien mitgebracht und war froh um jedes offene Ohr, in welches er von der seltenen Pflanze schwärmen durfte. Im Gegensatz zu Evas Kakteen war diese ein stattlicher Baum geworden, dessen kostbaren Früchte Joske einzeln im Dorf verteilte.