Di 5 Feb 2013
Schritt für Schritt werde ich von Frau F. am Schalter durch die Erstellung eines neuen Passes geführt. Sie müsse den alten entwerten, lochen und hoffe, dass sich kein noch gültiges Visum darin befände. Adresse und Personalien werden geprüft. Stimmt die Grösse von 168 cm noch? Möchte ich zum Pass auch eine Identitätskarte? Gleich könne ich in die Kabine, indem ich den Vorhang in der Mitte (gekennzeichnet mit schwarzen Streifen) öffnete. Ich sähe dann einen Bildschirm mit meinen Daten, könne diese kontrollieren und dann linker Hand auf dem Kästchendisplay wie gewohnt unterschreiben.
Beim Eintritt ins Kabäuschen finde ich alles wie eingeführt säuberlich vor. Ich kontrolliere, unterschreibe und werde von aussen angewiesen, nun beide Zeigefinger auf das Kästchen mit dem grünen Licht zu halten. Scheint einfach, aber die Lämpchen am Apparätchen zwinkern abwechselnd orange und rot. Gebe ich zuviel, zuwenig Druck? Das Fingerauflegen muss ein paar Mal wiederholt werden, bis Frau F. endlich den linken Zeigefinger einscannen kann. Der rechte ist zu abgewetzt vom vielen, vielen Buchseiten umblättern, ein spurensicherungssicherer Finger also. Der rechte Mittelfinger, obwohl vom jahrelangen Schreiben ein bisschen verzworgelt, liefert dann den vorgeschriebenen Abdruck. Frau F. versichert mir, dass genau hinterlegt sei, dass es sich bei der rechten Hand um den Mittelfinger handle. So hätte ich dann sicher keine Probleme bei einer eventuellen Einreise in die USA. Mit falsch registrierten Fingern gehe da gar nichts. Nun noch das Foto ohne die Zähne zu zeigen. Ich muss auf die roten Punkte vor mir schauen und – schwipp – erscheint mein Gesicht auf dem Bildschirm vor mir: grauenhaft, richtig depressiv schaue ich aus. Wahrscheinlich von den zahlreichen vergeblichen Fingerscannversuchen – was solls. Frau F. ist zufrieden. Beinahe sind wir Freundinnen geworden. In zehn Tagen würde ich das Dokument eingeschrieben zugeschickt erhalten.
Mit einem handgeschriebenen Zettel mache ich mich auf zur Kasse, bezahle Fr. 145.- und lasse mich vom Lift (Achtung, Türe öffnet sich auf der Rückseite) hinunter ins Schneegestöber tragen.
Februar 8th, 2013 at 00:09
Jawohl, die Freundinnen vom Passbüro… Das gibt schon fast eine kleine, schweizerische Serie. Mir begegnen ab und zu Menschen, die von ihren Erlebnissen bei der Umstellung auf den Biometrischen erzählen. Auch als ich und Sohn das gemacht haben, war’s todernst und fälschungssicher dür all Böde düre – und dadurch ganz amüsant.