In der Schweiz hätten wir auch wichtge Sorgen zu wälzen, aber zum Glück gibt es immer wieder zahlreiche Kleinigkeiten, die uns von dieser anstrengenden und unangenehmen Tatsache ablenken.

Letzthin lag mir der BALDI just am Weg und ich beschloss, den Testsieger „Frühstücksflocken“ zu besorgen. Gerade hatte der Laden aufgemacht und ich traf noch auf gefüllte Regale. Kaum hatte ich aber eine Schachtel Kaffeekapseln und zwei Packungen Tassensuppe geschnappt, wurde ich schon zügig von Ortskundigen überholt. Ruth, Leni und Erika kamen für ihre Mohnbrötchen – gestern doch um diese Zeit noch vorhanden – heute zu spät. Die Fleischkühltruhe wies bald schon grössere Lücken auf und so wühlten sie in den benachbarten Damenpyjamas und Nachthemden. Während die Freundinnen die schwarzen Wollhandschuhe in Einheitsgrösse anprobierten, grüssten sie über die Tische und Regale hinweg Bekannte.
Ich fühlte mich sehr fremd, obwohl ich nicht einmal die Postleitzahlsgrenze überschritten hatte. Ich kaufte noch Butter, 2 Kilo Kastanien, ein Sparpaket zuckerfreie Minzbonbons und 1 Paket chinesische Nudeln. Beim Sonderangebot Silikonbackformen blieb ich stehen und wählte eine hellgrüne, rechteckige Form, um darin Brot zu backen. Das sei ein sehr praktisches Geschirr, meinte ein Rentner mit viel Zeit. Er würde das auch kaufen, hätte er nicht noch von seiner Mutter diese zweiteilige Cakeform, die man ineinanderstecken und je nach Bedarf zusammen- oder auseinanderschieben könne. Ich sah, dass man sich in diesem Laden ohne Erwartungen treiben lassen muss, dafür aber immer preisgünstig zu einem Schwätzchen kommt, falls man einsam sein sollte.
In der Einstellhalle grüsste mich eine Bekannte, und wir beide versicherten uns gegenseitig wortreich, dass wir sonst nie hier einkauften, nur gerade heute, sie eine Gummimatte für die Terrasse und ich eben die Müesliflocken.

Die Tierstimmenuhr, Durchmesser 34 cm, welche ich für Kleinesmädchen zum Geburtstag bestellt hatte, kam in zwei Kartonschachteln verpackt und
mit 26 Metern Packpapier …

Polster

… gepolstert wohlbehalten bei mir an. Immerhin hätte ich jetzt Notizpapier bis ins 100. Lebensjahr – sowie auch zuckerfreie Minzbonbons (siehe oben).

Die letzten „hilben“ Tagen verbrachte ich draussen im Garten. Dank der freundlichen Nachbarn, welche in der „Kompostgruppe“ des Quartiers arbeiten, bekam ich noch einen Anhänger Komposterde. Ich deckte die Beete mit Blättern ab und beschwerte sie mit etwas Kompost.

Kirschbaum

Zum Dank an alle Bewohnerinnen und Bewohner, die sich 2018 an der Quartierarbeit beteiligen, gab es am Montagabend ein Spaghettiessen im neuen Gemeinschaftsraum. Meine Tochter (2nd2nd, female, 38) und ich kochten die Sauce, ein Betreuer des Kindertreffs brachte feinen Salat, der Hausmeister (2nd2nd, male) hielt und zündete wo’s gerade nötig war, einige Frauen backten wunderbare Torten und die Kinder halfen beim Tischdecken.

Neue Toepfe

Freiwilligenarbeit

Es war ein vergnügter Abend, an welchem sowohl Rückblick als auch Ausblick auf die Quartierarbeit gehalten wurde. Man war sich einig – der Kassier gab grünes Licht – dass es im nächsten Jahr u.a. wieder ein Grümpelturnier geben solle. Neue Ideen und Verbesserungen wurden lebhaft diskutiert. Nur Rebekka, welche jeweils den Flohmarkt organisiert hatte, gab dieses Amt ab. Sie war enttäuscht, dass der Verkauf von gebrauchten Sachen bei uns gar nicht läuft. Ich glaube, die Leute hier sind zu stolz, um in der Öffentlichkeit alte, wenn auch gut erhaltene Kleider und andere Gegenstände zu kaufen. Sie fühlen sich in einem Brockenhaus wohler.

Um der Hausarbeit, wenigstens der „stillen“, ein bisschen Spannung zu verpassen, habe ich mir in der vergangenen Woche folgende Hörbücher vorlesen lassen:
Hoffman, Jilliane : Argus, gelesen von Andrea Sawatzki
Seghers, Jan : Die Sterntaler-Verschwörung, gelesen von Matthias Koeberlin
Herbst, Christoph Maria : Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel, gelesen vom Autor