Mo 18 Mrz 2019
Diese aparten Zahnstocher – wohlriechend und mit allerlei Heilkräften – hat mir mein grosser Enkel aus Marrakesh mitgebracht. Bis jetzt habe ich dem Bischofskraut (Ammi visnaga) kaum Beachtung geschenkt, vielleicht unterwegs einmal einen Stängel in einen Feldblumenstrauss eingefügt. Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem alten Ägypten und aus Marokko, wo sie Khella genannt wird. Auf welchem Weg sie wohl hieher gekommen ist?
In der Fremde erhielt sie die Namen Bischofskraut, Echter Ammel, Zahnstocherammel oder Zahnstocherknörpelmöhre.
Bis einmal eine Frau die filigrane Doldenblüte mit den dynamisch angeordneten Döldchen genau anschaute und sagte: „Ich nenne dich St. Galler Spitze!“
Waldspaziergänge waren in den vergangenen Wochen bei diesen Sturmwinden nicht angesagt. Mir hat nichts gefehlt, da ich nur unter „Zwang“ Wälder spazierend durchstreife.
Etwas anderes ist der Blätterwald. Darin verbringe ich viel Zeit. Neben all den Schrecknissen, welche den meisten Platz einnehmen, gibt es auch die kleineren Nachrichten an den Rändern. Die reisse ich dann raus, um sie später noch genauer zu lesen oder dazu ein wenig zu recherchieren.
Damit ich meinen Schreibtisch entlasten kann, notiere ich hier einiges, was sich angesammelt hat.
Wieder wütet der Borkenkäfer. Es drohe ein Borkenkäfer-Extremjahr. Dazu gibt es erneut zu viel Sturmholz, während die Nachfrage nach gesundem Holz in den letzten Monaten kaum gestillt werden konnte, sagt der Forstmeister der Burgergemeinde Bern.
Ist es tatsächlich schon so lange her, dass ich über die sinnvolle Verwendung von Sturmholz geschrieben habe?
Schon ein bisschen älter ist die Nachricht, dass sich die hochschwangere Herzogin mit Prinz nach Marokko begab, um sich besonders Einrichtungen für benachteiligte Mädchen anzuschauen und sich über den Einsatz von Pferden in der Therapie von Kindern zu informieren. Schön finde ich, dass den beiden Hoheiten bei einem Zvieri mit Bergen von Spezialitäten je eine Kochschürze überreicht wurde.
Unterdessen eröffnete ein Museum in London eine Ausstellung, die man der werdenden Mutter wohlweislich nicht zumutete. Die Fotos von Katie Wilson zeigen, wie die Kinder der Ärmsten in und um London hausen müssen. Eine erschütternde Sozialstudie, die zeigt, was eine radikale Sparpolitik anrichten kann. Der Bund, 04.03.2019.
Als Nichtautofahrerin lese ich interessiert Berichte zu „digitalem Lifestyle im Automobil“. U.a.: die Materialen der Zukunft werden interaktiv sein. Die kunstvoll geschwungene Armlehne aus Sturmholz zwischen den Vordersitzen ist ein Touchpad – jupi! Auch über den flauschigen Sitzbezug der Rückbank kann ich vergessene Kartoffelchips bestellen, Alexa herumkommandieren oder schauen, wer gerade bei mir zu Hause an der Tür läutet. Fussballspiele werde ich nie mehr verpassen. Wozu gibt es denn sonst eine Windschutzscheibe? …
Ah, hier eine weitere, nicht unwichtige Nachricht zu oben erwähnten Königs. Weil der Brexit-Ausgang noch ungewiss ist, hat ein nicht genannt sein wollendes Unternehmen eine grössere Lieferung Klopapier (Testsieger) – als Präsent – in den Buckingham Palace geliefert, falls sich auf der Insel ein Mangel anzeigen sollte.
Über das personalisierte Einkaufen am Computer (Oranger Riese), schreibe ich nichts, weil ich das schon vor Jahren getan habe.
Klar überfliege ich beinahe täglich Tipps, wie ich persönlich die Umwelt noch besser schonen könnte. (Sogar dann, wenn ich nur zwei Blättchen Klo-Papier abreisse, um den Rand des Lavabos zu polieren, sehe ich die abgeholzten finnischen Wälder vor mir.)
Eindrücklicher Spartipp einer Gratiszeitung:
Pro Tag nur noch 6X in die Kloschüssel bislen und spülen. Das 7. Mal kleines Geschäft unter der Dusche erledigen. So könnten in der Schweiz 17,5 Mia Liter Wasser gespart werden, was 7’000 gefüllten Olympiabecken entspräche.
In den „Genderstudies“, der Zeitschrift des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung IZFG sehe ich gerade, wie im Schriftlichen (neu) Frauen mitgemeint werden:
Expert _ innen, Doktorand _ innen, Kund _ innen …
So, nun ist so ziemlich aufgeräumt.
Folgende Notizen werden nicht weiter ergründet:
Gewebeband
Knabstrupper
Johannes Kuhn
Mesopotamien Rollsiegel
Ouarzazate
April 24th, 2019 at 12:02
Das sind meine Lieblinsblogbeiträge, kein Wunder, geben ja auch viel Arbeit. Obwohl ich inzwischen mit Onlinemagazinen bestens beabonniert bin, ziehe ich so etwas (inkl. Links) in der Mittagspause vor.