So 26 Jun 2005
Zuoberst die Unterhosen, dann Socken, Hemd, Hosen, Jacke und die Schuhe griffbereit, so mussten wir als Kinder die Kleider ablegen, wenn ein Gewitter im Anzug war. Donner-Bigeli nannte meine Schwester diese Kleiderhäufchen bei ihren eigenen Kindern. Das gab Sicherheit und nahm ein wenig die Angst.
Albert und Vater sitzen in der kühlen Küche während über dem Thunersee „ein Wetter“ aufkommt. Sie haben in ihrem Leben unzählige „Wetter“ erlebt. Eine heikle Sache war es mit den Sensen. Diese durften dann nicht auf der Schulter getragen werden. Die Spitze nach unten zog man d’Sägesse über die Erde nach Hause, hängte sie keinesfalls an die Hauswand, bis das Gewitter vorüber war. Ungern denkt Albert daran, wie ihm das Pferd Lotti mit dem Graswagen durchbrannte, weil es das aufkommende Gewitter durch die Hufeisen spürte. Manchmal sprangen blaue Funken aus den Steckdosen, Zaunpfähle wurden gespalten und blaue Flämmchen leckten dem Viehdraht entlang. Einmal wurden zwei Rinder, die unter einer Linde Schutz gesucht hatten, vom Blitz erschlagen. Alberts Vater stach sie, damit man das Fleisch noch „auswägen“, den Bauern verkaufen konnte.
In schwülen Sommernächten tat man oft kein Auge zu, wachte im Stall, war bereit, im Notfall Mensch und Tier zu retten und das Haus den Flammen zu überlassen. Alte Berner Bauernhäuser brennen wie Zunder.
Wie wohl die verschiedenen Blitze und der Donner entstehen? Bis jetzt hatte man gar keine Zeit, sich mit diesen Naturereignissen gründlich zu befassen. Weiss Albert als ehemaliger Feuerwehrmann Genaueres? Leider nicht, obwohl der Kommandant bei einer der Feuerwehrübungen mit einem Gerät ankam, mit dem er den Mannen die Entstehung eines Blitzes demonstrieren wollte. Der Versuch misslang. „Zu feucht,“ meinte der Kommandant, der lange an einem Blechrad gedreht hatte. Als junger Mann stand Vater einmal auf der Grossen Scheidegg, hatte über sich einen strahlend blauen Himmel und zu seinen Füssen ein Gewitterwolkenmeer, aus dem unzählige Blitze aufstiegen: „Wie eine Bürste – unvergesslich“.
Nächsten Samstag bringe ich ein Buch mit, damit wenigstens diese Frage den beiden Neuzigjährigen beantwortet werden kann.
Juni 27th, 2005 at 11:14
Ja die Donner-Bigeli! An die kann ich mich noch gut erinnern. Nebst den Kleidern kam noch einiges an „Lieberige-Sache“ hinzu! Zum Glück mussten wir das Donner-Bigeli nie als solches gebrauchen.