Mi 14 Feb 2007
Die Zeitungen, die die West-Quartiere entweder schönschreiben, verteufeln oder sie von Auswärtigen rezensieren lassen, sind unser Lieblingsquell der Ärgernisse. Aber was war heute? Vollstes Verständnis, ein Beitrag – nein, eine Metapher! – zu unserem Stellenwert in der schönen Unesco-Weltkulturerbe-Stadt und bei BernMobil, unserem Lieblings-ÖV:
Weniger Leistung kostet manchmal mehr. Das müssen derzeit die Bern-Mobil-Kunden aus Bern West und Holligen erfahren. Wegen des Umbaus des Berner Bahnhofplatzes ist die Endstation ihrer Buslinien 13 und 14 bis Dezember in die Seilerstrasse vorverlegt worden. «Bahnhof (City West)» heisst das Provisorium offiziell; «HB» druckt der Automat vor Ort vielversprechend auf Mehrfahrtenkarten und Billette. Es ist amüsant zu lernen, welche entlegenen Ecken im kleinen Bern noch zum Gebiet «Bahnhof» zählen. Weniger lustig ist der Stationsname, wird man sich seiner finanziellen Konsequenzen für die Fahrgäste gewahr. Doch der Reihe nach.
Fast schon gerührt (echt!) hat mich der Vergleich am Ende des Artikels. Andere Quartiere, andere Sitten:
Pendlern auf der Linie 17 nach Köniz Weiermatt bleibt das Wandeln in der Grauzone übrigens erspart. Sie haben doppelt Glück gehabt: Ihre provisorische Endstation liegt im bahnhofsnäheren Hirschengraben und kommt ohne den Namen «Bahnhof» aus. Wie schon immer bezahlen die 17er-Kunden für eine Fahrt an den Loryplatz Fr. 1.90.
2nd & 3rd male und ich haben uns neulich gefragt, weshalb man die neue, provisorische Station für unseren Bus vom Hauptbahnhof nach Hause – über dreihundert Meter lang – in regelmässigen Abständen immer wieder anschreibt? Mindestens sieben Tafeln pflastern unseren Weg zur entlegenen Hauptbushaltestelle und auf ihnen eine Masse Marketing-Singsang, der wunderbar an der Realität vorbeigeht und entsprechend wenig beachtet wird. Wir waren uns alle drei – die wir diesen Bus täglich benützen und Jahresabonnemente zu ansehnlichen Preisen besitzen – einig, dass ein Weltplakat im Zentrum ausreichend wäre:
An die Bewohner der westlichen Aussenquartiere: Bis auf weiters ist Ihre Bushaltestelle abgeschafft. Gehen Sie zu Fuss nach Hause. Irgendwo auf dem Heimweg werden Sie auf ein Provisorium treffen. Behalten Sie die Fahrausweise zum vollen Preis sowie Nastücher und Neoangin bereit. Eine Anpassung der Fahrpreise, ein geschützer Fussweg oder eine Überdachung ihrer provisorischen Haltestelle ist nicht vorgesehen. Besten Dank für die Kenntnisnahme.
Und wenn wir zu Hause aussteigen, überqueren wir ebenfalls ein Provisorium von Fussgängerstreifen, schlurfen durch den runtergespülten Baustellenmatsch zu einem Mauseloch Tunnel und können danach zwischen zwei weiteren Provisorien auswählen: Für den einen Block empfiehlt sich ein Abbiegen scharf rechts und der Gang durch einen ellenlangen Autotunnel, von dessen Strasse schmal mit einem Netzlein ein Fussgängerweglein abgetrennt ist. Die anderen gehen bitte scharf links über einen Platz, der mit Baubedarf überstellt ist… zwängen sich also durch und dann wieder rechts, eine angeschlagene Treppe runter und danach haben sie den Heimatblock zumindest im Visier.
Und wenn sie noch nicht gefallen oder überfahren sind, so leben sie noch heute (im Westen).
Februar 15th, 2007 at 00:43
Und da wir ja nun AUF, VOR, HINTER und NEBEN interessanten Bauplätzen leben, bezahlen wir ab Mai 07 mehr Mietzins.
Februar 15th, 2007 at 16:21
hopperla
das ist ja allerhand.
mietzinserhöhung – konnte die liegenschaftsverwaltung dies auch stichhaltig begründen?
und das mit der bahnhof-busendstation ist wahrlich ein hohn.
tztztztzt
der ganzen blog-familie wünsche ich eine gute zeit
Februar 17th, 2007 at 00:13
Du bist doch ein Mitglied des MieterInnen-Verbands?!? Nutz das aus! Soviel ich weiss, zahlt frau neben Baulärm wohnend eher weniger Miete.
Februar 17th, 2007 at 20:16
Nein, wir haben das vom Quartierverein her abgeklärt. Dieser Baulärm betrifft Hunderte bis Tausende. Manchmal erreichen wir etwas Kleines, aber das Grosse ist einfach Schicksal oder umziehen.
(Darf ich noch beim Blogk mitschreiben, wenn ich in einem Altbau mit Parkett wohne? Wer weiss, wenn ich mich auf eine Dreizimmerwohnung beschränke, können wir das auf jeden Fall bezahlen.)
Februar 17th, 2007 at 23:54
Da es den Blogk ohne dich gar nicht gäbe, musst du die Frage dir selber stellen. Eine Wohnung mit Über-Blick nach Osten, Süden und Westen, mit Bibliothek und Kleiderzimmer würd ich nicht zu überstürzt verlassen Schwesterherz.
Februar 18th, 2007 at 00:19
Überstürztes Verlassen der Wohnung und des Blogks befürchte ich bei so besonnenen Leuten nicht. Aber der Traum einer Dreizimmerwohnung mit Parkettboden (versiegelt) in einem ringhörigen Altbau mit Katzentreppe vor dem Küchenfenster und gebildeten Nachbarn, welche abends spontan mit einer feinen Flasche Wein vorbei schauen, ist verständlich und muss unbedingt respektiert werden!
Februar 18th, 2007 at 03:13
Lasst uns kurz mal festhalten, dass ich zwar die grösste Wohnung habe von uns allen, aber
a) den aller schmutzigsten Block und Eingang (Kotze, Kaugummi, Kippen begleiten mich regelmässig zur Wohnungstür)
b) die aller ignoranteste Verwaltung
c) die Hälfte der Zimmer mit fühlbaren Durchzug
d) seit dem ersten Tag eine Decke mit Lecks
e) den inexistentesten Hauswart von uns allen
Der Bildungsgrad der Nachbarn ist mir hingegen völlig wurscht, auch beim Verhalten bin ich tolerant. Jeder hat Macken und wir ja auch.
Februar 18th, 2007 at 16:34
Natürlich hast du von a-e Recht! Entsch…!
Februar 19th, 2007 at 00:48
Mein Mitgefühl. Solang’s nicht Neuseeland ist, d.h. solange ihr in Bern bleibt, helf ich gern beim Umziehen.
Februar 19th, 2007 at 01:35
2nd2nd: Wir können nur Bern. Deswegen wird wohl noch viel Wasser d’Aare n’ab, bis wir hier weg sind 😉