Di 4 Jul 2006
Letzten Freitag rief ich, ziemlich entnervt, den Dachdecker an. Seine Mannen hatten auf meinem Balkon ein neues Abwasserrohr wieder frei gelegt, da es undicht sei. Die Kontrolle daure 3-4 Tage. Das war im März.
Nun verlangte ich, dass diese Baugrube endlich von meinem Balkon verschwinde. Am Nachmittag tauchte Herr Wüthrich zusammen mit dem Spengler auf. Der Spengler, ein ausnehmend gut aussehender Mann mit grossen grauen Augen, hielt diverse Werkzeuge an die Brust gedrückt, von denen ihm immer wieder eines hinunter fiel. Man müsse einen Ballon in die Röhre einführen, diesen mit Wasser füllen und übers Wochenende sehen, ob es der Rentnerin in der darunter liegenden Wohnung auf den Kopf tropfe. Die beiden Männer werkelten vor sich hin. Dann brauchte der Spengler eine Fahrradpumpe. Ob ich so etwas … ? Nein, diese gehe nicht. Er brauche eine Altmodische mit Schläuchlein. „So etwas besitzt doch kein Mensch mehr. Ich jedenfalls habe die Schläuchleinpumpe vor zwei Jahren entsorgt.“ „Schade, sehr schade, nun muss ich meine holen,“ meint der Schöne traurig.
Als die beiden Fachmänner zur Tür hinaus waren, hörte ich es noch ein paar Mal im Treppenhaus poltern, wahrscheinlich die Pumpe mit Schläuchlein.
Heute früh kam der Spengler wieder, um seinen Versuch zu kontrollieren. Um 07:20 klingelte er die alte Nachbarin aus der unteren Wohnung an die Tür, um ihre Wände zu inspizieren. Alles trocken – prima. Ob ich eine dünne Stricknadel für ihn hätte, er müsse ein Löchlein in den Ballon stechen?
Er prüfte jede der sechzig angebotenen Stricknadeln, schüttelte nachdenklich den Kopf – alle zu dick. Musste er nun doch noch einen Draht in seinem Auto holen? Da, endlich, fand er das passende Nädelchen.
Nachdem er mir versprochen hatte, dass das Loch in kürzester Kürze …, verabschiedete er sich höflich, kam aber, wie Peter Falk in Columbo, gleich wieder, denn er hatte etwas vergessen.
Als ich mich endlich auf den Weg zur Arbeit machen konnte, rief jemand vom Parkplatz meinen Namen.
Es war der Spengler, der aus Versehen meinen Reserve-Wohnungsschlüssel eingesteckt hatte.
Juli 5th, 2006 at 08:55
Dass dieser schön-dumme, unfähige Spengler ausgerechnet an deinem Geburtstag kommen musste. Sicher liegt die Baugrube immer noch auf deinem frisch gestrichenen Balkon. Vielleicht gar nicht schlecht, dass du deine Geburiblumen und Geschenke nun bei Vati hast.