Mo 14 Feb 2005
Heute haben die Feinde 3rds Glücksbringer geklaut. Seit er ein Fall geworden ist und diverse Ticks entwickelt hat, geht er nur noch mit Glücksbringer (einer silbernen Muräne, von einem befreundeten Golschmied gemacht) um den Hals zur Vorhölle Schule. Den Glücksbringer hat er während des Sportunterrichts der Lehrerin anvertraut und – schwuppsdiwups! – weg war er.
Im November haben wir geschrieben und telefoniert. Im Januar haben wir geschrieben und Sitzung gemacht. Und noch eine. Und noch eine mit 3rd. Und noch eine mit den Feinden. Und noch und nöcher. Und wir haben mündlich und schriftlich gegeben, dass wir Diebstahl und Übergriffe mit sichtbaren Folgen anzeigen würden.
Aber wenn ein Quartier einmal eine bestimmte Verlotterung erreicht hat, nimmt einen kein Schwein mehr ernst. Die denken einfach, wir wollen reden, wie Unterschichtige ohne Stuckdecke oder Corbusiersessel das halt so nötig haben. Sie hören zu und nicken nett und reden von Taten, die sich schon als Worte in Luft auflösen. Vielleicht ist es, weil tausend schwierigere Fälle warten und das Kopftuchproblem ungelöst ist. Vielleicht weil alle ausgebrannt sind. Und vielleicht auch nur, weil man keinen Bock hat, der Gettoisierung beizukommen. Aber sagen tut man es wenigstens, sonst kriegen die (teils extremen) Rechten noch rechter.
Aber ich bleibe links und atme tief. Denn auf den „längeren Schnuuf“ kommt es an. Vielleicht hat irgendwer ein Erziehungshandbuch, wie man das einem Neunjährigen erklärt, der seit November (über den Daumen gepeilt) siebzig Mal verprügelt und wohl ein Dutzend Mal bestohlen worden ist. Erbitte ISBN.
Februar 15th, 2005 at 07:42
Es spricht für sich, dass die Lehrerin das Kind nicht einmal in dieser Sache schützen kann/will!! Versuchen wirs noch mit Plutarch : De capienda ex inimicis utilitate (Was Feinde nützen können)?? Die christliche Feindesliebe haben wir ja nun schon jahrelang praktiziert, indem wir ununterbrochen, entsprechend den Sprüchen Salomos, feurige Kohlen auf dem Haupt der Feinde gesammelt haben, lies: gute Taten getan. Ja, gottfriedli, das Quartier geht nitzi. Ich denke es jeden Tag, wenn ich mich durch den flatternden Plastikvorhang schlage, der seit Wochen die Glastür im Ladenzentrum „ersetzt“. Bei mir liegt noch das Glücksteufelchen von Caroline. Wer weiss, vielleicht kommt die Muräne einmal zurück? Laaaanger Schnuuuf ist gut!
Februar 15th, 2005 at 11:40
Ja, die Feinde sind das eine. Die vermeitlichen Freunde das andere. Es hätte bei mir schon klingeln sollen, als 3rd dies gepostet hat.