So 13 Jun 2010
Meine Eltern halfen, wo sie nur konnten, dabei waren ihre Mittel als Kleinpächter äusserts begrenzt. Trotzdem gabs bei einigen Hilfsaktionen böses Dörflerblut. Als meine Mutter für ein Schulklavier weibelte, damit die Lehrerin den Gesang der Bauernkinder begleiten konnte, waren alle dagegen. Ein kleines Nest wie Multigen brauche so etwas nicht. Mutter schrieb nach getaner Feldarbeit einige Briefe, und als der (im Dorf verhasste) Orange Riese eine grosszügige Spende tat, wurde das Klavier gekauft. Die Eltern scheuten sich nie, wenn nötig auch „fremden“ Kindern Vater und Mutter zu sein und liebten diese wie die „Iigete“ (Eigenen). Helfen war nicht nur helfen, sondern „z’Wäg helfen“, so dass jemand schliesslich aus eigener Kraft den Weg finden konnte.
Die Sonntagsschule hätte mir als Kind nicht zugesagt, wäre uns am Schluss nicht das Negerlein vor die Nase gehalten worden. In seinem weissen Hemdchen kniete es auf der grünen Missionskasse. Wir Kinder warfen dann unser Zwänzgi (ich wenn möglich 2 Zähni) hinein, worauf das Negerlein nickte (bei mir zweimal). Allerdings war das meine erste und letzte Spende an „die Mission“. Ich sagte entschieden „Nein“, als mich eine Frau Pfarrer in die Nähgruppe bat, welche für die nackten Heiden Umhänge aus ausgedienten Leintüchern schneiderte.
Bei den möglichsten und unmöglichsten Sachen habe ich in meinem Leben geholfen, wenn auch nur im Kleinen, Lokalen, manchmal mit, aber auch ohne Erfolg. Bei der Fremdenpolizei machte ich mich verdächtig, weil mein Name als Referenz bei der Einbürgerung von jungen Ausländerinnen und Ausländern oft auftauchte. Bei den Personalsitzungen der regionalen Volksbibliothek wurde ich namentlich angehalten, die Mahngebühren „gerecht“ einzuziehen und sie den armen Familien keinesfalls zu erlassen.
Heute ist mir das Helfen ein bisschen vergangen. Ich kaufe ab und zu noch eine „Surprise“ oder sammle den Abfall vor der Eingangstüre auf. Als letzhin die junge Bettlerin mit den Wanderschuhen am Bahnhofplatz weinend an mir vorbei ging, ohne nach Geld zu fragen, tat ich nichts.
Juni 14th, 2010 at 05:33
Oh. Gab es einen konkreten Anlass? Oder wackelt inzwischen das ganze Menschenbild?
Juni 14th, 2010 at 16:15
Mich dünkt, du hilfst „Fremden“ nicht weniger, vielleicht anders. Halt indem du einer Horde Kinder die Türe öffnest, damit sie mit dir Panini-Bildli tauschen können. Ganz nebenbei lehrst du sie dann Kopfrechnen, den Umgang mit Büchern oder halt so grundsätzliche Knigge-Regeln.
Juni 15th, 2010 at 11:05
Auch gute Herzen brauchen Pausen und nichts ist selbstverständlich. Meine Meinung.
Juni 16th, 2010 at 10:49
Ich glaube, die Pausenphase meines guten Herzens ist beinahe vorbei. Habe heute früh jemandem den Weg ins „Lorenzini“ gezeigt. @kaltmasell:
Über den konkreten Anlass werde ich hier bei Gelegenheit berichten;-(