Sa 7 Jan 2006
Sobald das Postauto das schattige Tal hinter sich gelassen und den Hügelrücken erreicht hat, ist der Himmel blau und die Alpen- und Voralpenkette ragen gestochen scharf aus einem wattigen Nebelmeer. Die Bauernhäuser sehen warm und gemütlich aus. Auf den Feldern liegt Schnee. So stellt man sich die Heile Welt vor, wenn man hier nicht zu Hause ist.
Vorsichtig steige ich zusammen mit meiner Schwester aus dem Postauto, denn der ganze Platz ist vereist, auf den ersten Blick nicht sichtbar – Schwarzeis eben. Auswärtige erkennt man daran, dass sie zu Fuss durchs Dorf tappen, während die Einheimischen mit dem Auto, dem Töff, dem Traktor vor jede Türe fahren.
In Mutters Krankenstube steht ein Gerät auf Rädern. Die Spitex-Schwester habe den bestellten Vernebler gebracht. Er stehe auf dem dicken Tuch weil er undicht sei, überlaufe und tropfe, venebelt habe er nur sehr kurz. Sie habe der Kranken die Lippen mit dem Schwämmchen befeuchtet, raportiert die Nachtwächterin.
Donner und Doria, muss man denn immer uns die ramponierten Dinge vor die Nase stellen? Gibt es denn nichts, das einfach funktioniert, wenn man es braucht? Rosy macht sich ans Werk, während ich die Gebrauchsanweisung von „Kendall Ultraschallvernebler Aerodyne“ vorlese. Der Bakterienfilter ist nass geworden. Ganz klar, wenn das Überleitungssystem „Respiflo Un“ nicht steuerbar ist und die Klemmen nicht klemmen, läuft zu viel Wasser durch. Ich trockne das Vlies mit dem Haarföhn. Der Gebläseauslass ist auch nur mangelhaft beschriftet. Rosy schaut ins Rohr hinein um zu prüfen, auf welche Seite man den Knopf drehen muss. Aus dem Silikonschlauch, auch Patientenschlauch genannt, fällt nun ein sehr feiner Sprühnebel auf Mutters eingefallenes Gesicht. Dass es aus dem Schlauch auf die Bettdecke tropft, ist nicht ideal. Also noch einmal zum Gebläseauslass. Nun hört das Tropfen auf und Mutters Gesicht entspannt sich in der wohltuenden Feuchtigkeit.
Später kommt der Hausarzt. Er bringt seine kleine Tochter mit, die sich in der Küche auf den Arztkoffer setzt, während ihr Vater mit uns den nächsten Pflegeschritt bespricht. Obwohl meine Mutter kaum mehr sprechen kann, sagt sie, dass sie das Kind sehen möchte. Der Arzt hebt seine Tochter hoch und Mutter ist zufrieden. Der „Kedall“ spendet feuchten Nebel, Vater hütet das Feuer, Rosy dreht die Bratkartoffeln, ich hänge die Wäsche auf. Ein Duft nach Sauerrüben zieht durch das alte Holzhaus.
Am Abend lese ich Rinaas Eintrag