Sa 10 Sep 2005
Bei Multivitamindrink und frischem Fruchtsalat überzeugte ich meinen Kollegen doch davon, Meldung zu erstatten. Er wolle doch auch, dass es in irgendeiner Statistik auffällt, was für eine gefährliche Ecke das ist. Endlich konnten wir dann Anzeige erstatten. Der Polizist, der das Protokoll schrieb war sehr nett. Ja, letztes Wochenende sei zu streng gewesen, als dass die dreissig Polizisten überall hätten sein können. Bei schönem Wetter sei alles noch viel schlimmer, da schössen die Gesetzesbrechereien steil in die Höhe. Messerstechereien, Vergewaltigungen, Überfälle, Einbrüche, Umfälle, häusliche Gewalt. Wie das Verhältnis zwischen Schweizern und Ausländern sei, wollte ich wissen. Fast 20% seien Schweizer und 99% der Kriminellen seien Männer, wagte er zu behaupten. Am meisten störte es den Beamten, dass die interne Presse kaum etwas veröffentlichen lasse. Es dürfe eben in der Stadt nicht den Eindruck entstehen, die Polizei hätte die Kriminalität nicht im Griff. Wir waren zwei Stunden in seinem Büro und konnte auch gerade zwei andere Fragen über den Drogenhandel im Westen Berns und über Erpressung klären.
Als wir den Posten als pflichtbewusste und zufriedene Bürger verliessen, meinte mein eingebürgerter Kollege: „So, jetzt bin ich ein richtiger Schweizer.“
September 10th, 2005 at 12:12
Während der Untergangsstimmung staut sich viel an, wenn frau nicht blogkt.
September 11th, 2005 at 10:29
Als ich vor etwa zehn Tagen einmal spät nach Hause kam, erzählte mir meine Nachbarin, eine Polizistin, die eben ihren Dienst beendet hatte, wie friedlich die Stadt in diesen Tagen der Überschwemmung sei. Die Polizie hätte, im Gegensatz zu den normalen Zeiten, kaum etwas mit Kriminalität zu tun.
September 11th, 2005 at 12:27
Ich seh schon, da muss ich Ihnen wohl mal einen beinharten bayerischen Polizisten aus München vorbeischicken. Der greift sogar durch, wo NIX ist.
September 12th, 2005 at 07:30
Oh ja, oh ja, liebe Kaltmamsell! München ist soooo etwas von sauber, es hat mich fast umgehauen letztes Jahr. Nicht das kleinste Fixerlein im Hauptbahnhof. Wir hatten diese Situation in den Achzigerjahren (zuviel Polente, durchgreifend ohne Sinn und Verstand), das war dem sozialen Frieden auch nicht gerade förderlich. Aber mit zu wenig isses eben auch nix.