Fr 2 Jun 2006
Ich war in Bätterkinden an der Emme in der Landschulwoche. Es war mieses Wetter und es war sehr abgelegen, es gab nicht einmal einen Kiosk. Wir mussten viele Spiele machen, die die Lehrerin und der Lehrer erfunden hatten. Am Schluss machten wir aber eine Disco. Und drei Mädchen aus unserer Klasse organisierten einen Theaterwettbewerb. Sie gaben Anweisungen, welche Rollen vorkommen mussten. Das waren: Rapper/Machos, Streber und Tussis.
Die Mädchen haben mich gefragt, was eine Tussi hat. Ich habe gesagt: Ein helles Handy zum Aufklappen (hatten die Mädchen aber nicht), ein bauchfreies Top (hatten sie auch nicht), sehr enge Hüft-Jeans (hatten sie ebenfalls nicht), deshalb kam die eine Tussi dann im Pyjama, die andere hatte immerhin halbenge Jeans.
Ich und J. haben zwei Rapper gespielt, V. und S. haben die Streber gespielt, J2 und M. waren dann eben die „Tussis“. Neben uns gab es noch drei andere Gruppen mit diesen Rollen.
Ich habe als einziger einen eigenen Rap geschrieben, ich hatte nur acht Minuten Zeit:
du chunsch mi cho disse,
aber chasch di grad verpisse,
du meinsch du bisch dr king,
aber i bi dr boss, fucking,
i mache di fertig,
i nimm di usenang,
motherfuck, haut d’frässe, mann!
Unsere Gruppe hat gewonnen!
Juni 3rd, 2006 at 01:09
Ein ausgezeichneter Beitrag und ein absolut cooler Rap, mein liebster Enkelsohn!!
Juni 3rd, 2006 at 15:07
Woooow, affeng***! Du hasts ja voll drauf! Weisst du noch, wie du bereits im vierten Lebensjahr so originelle und ganz lange Reime erfunden hast? Ich freu mich, dich zu sehen und will dann den Rap auch live hören! Willkommen zuhause Neffe!
Juni 3rd, 2006 at 15:13
Es leben die Notizzettel!
Mit 2 Jahren und 9 Monaten hast folgenden Reim erfunden:
Ä Wöschmaschine im Füdli,
äs Kameu im Buchnabu,
ä Spatz im Stifu,
äs Schärli im Telefon,
ä Rägäwurm im Ohr,
äs Schnägähüsli im Fisch,
ä Gable im Tisch.
Juni 3rd, 2006 at 16:26
Gut gemacht, liebes Kind!
Ein paar Dinge möchte ich aber als an dir erziehungsberechtigte Person doch noch dazu sagen:
Ihr habt ja die Bewertung mega-professionell gemacht und nicht einfach gesagt, 3rd war ein cooler Rapper, deshalb gewinnt die Gruppe das Rennen. Es gab Punkte für einzelne Sachen und ihr wart eben in allem gut.
Mich hat seeeeeehr gefreut, dass sich das endlich einmal gelohnt hat, was wir spiessigen Eltern (your words!) dir immer „predigen“: Versuche nicht Eminem zu sein, nicht Fifty, nicht Gimma. Sing und sprich nicht nach, mach selber! Du bist ein Original, werd‘ keine Kopie!
(Allerdings ist es schwierig, mit einem Rap gegen einen „Streber“ anzutreten und dafür nur 8 Minuten Zeit zu haben, ich weiss nicht, ob ich das könnte.)
Juni 3rd, 2006 at 21:34
Siegerlorbeer in Ehren – ich mache mich ja bestimmt gleich unbeliebt, wenn ich die an-ihn-erziehungsberechtigt-spiessige Person frage: Was unterscheidet denn Ihrer Ansicht nach diesen Rap mit Parolen wie „verpisse“ (piss off),king, boss, fucking,
„i mache di fertig“ (I’ll kill you), motherfuck, „haut d’frässe“ (shut the fuck up) so sehr von Eminem-50Cent&Co.-Parolen? Was ist daran – und jetzt kommt wohl der Gipfel der Frechheit – so original? Ist das nicht die volle Kopie, 100 Pro nachgesungen und nachgesprochen, nume eifach mit e chly bärndütsch vermischt?! Oder versteh‘ ich irgendwas falsch?
Juni 3rd, 2006 at 22:06
Alles richtig verstanden, a.more.s. Ich unterscheide deutlich zwischen dem Nachgesungenen und dem Selbstgemachten, dazu muss der Text nicht genial anders sein.
Selber machen heisst: Hinsetzen, überlegen, aufschrieben, streichen, reimen, überlegen, wo das Komma kommt, überlegen ob es „i“ oder „ig“ heisst. Es heisst, den Mut haben, vor den Lehrern, vor denen man sonst möglichst brav redet, eine Rolle zu spielen, für die man selber verantwortlich ist und von der man nicht sagen kann, „aber Eminem sagt das auch und eigentlich bin es gar nicht ich, sondern Gimma.“ Weil ich weiss, dass das im Mainstream der Pubertät ziemich viel braucht, finde ich es lobenswert und original.
Auf die Gefahr, dass ich mich unbeliebt mache, a.more.s: Im Gegensatz zu der Mehrheit der Kommentierenden in der Blogosphäre kommentieren Sie hauptsächlich dann, wenn Sie Kritik oder mindestens Nachfragen anzubringen haben.
Nur ist es so, dass mich das in keiner Weise stört (obwohl ich – selten zwar – gerne manchmal auch etwas rückfragen täte in Ihrem geschätzen Blog).
Juni 3rd, 2006 at 22:35
Es ist ein Original, es ist vielleicht der Style von Eminem&co, aber der Rap ist selber geschrieben. Darum unterscheidet er sich auch von anderen. Und ich spiele mich zum Beispiel nicht wie 50 cent oder Sido als Zuhälter und Drogendealer auf. Das ist einfach ein typischer Rap-Battle Text.
Juni 3rd, 2006 at 23:22
Was ein typischer Rap-Battle-Text ist – also, da muss ich passen! Den Rest habe ich verstanden 🙂
Die Gefahr, dass sich jemand hier unbeliebt machen könnte, besteht kaum; ich mag es, wenn man sagt, wie’s ist – ich lese hier schon lange mit (seit den Abfall-Geschichten), wollte auch schon mal kommentieren (z.B. vor der Abstimmung zur Bahnhofplatz-Überdachung; zu verschiedenen Beiträgen aus der Schule… irgendwie gingen aber die Kommentare im alten blogk-Weblog nie weg). Ich kommentiere – selten! – und vor allem dort, wo ich die Menschen dahinter irgendwie schätzen gelernt habe (wobei „Unbekannte schätzen“ etwas eigenartig tönen mag…). Einen Kritik-Vorsatz habe ich dabei nicht; ich kommentiere, wenn mich etwas besonders anspricht, reizt, sticht – vornehmlich dort, wo ich selber verlinkt bin, weil es mich irgendwie interessiert, wieso mir völlig Unbekannte ein gewisses Interesse entgegenbringen… Aus Gründen, die ich schon andernorts ausführlich dargelegt habe und die Sie daher vielleicht kennen, sind meine comment-Funktionen geschlossen; wenn Sie aber mal etwas rückfragen wollen zu einem meiner Beiträge: gerne – Sie haben ja jetzt meine e-mail-Adresse.
Juni 4th, 2006 at 09:03
Über Rap-Texte darf man nicht lachen, oder? (Deshalb schweige ich mich über meine erste Reaktion aus.)
Wenn der Herr Bush die Redewendung nicht so entwertet hätte, würde ich jetzt sagen: „Heckuva job, dude“.
Ich finde Rap trotzdem doof. Ausser „Puke“ von Eminem – und diesem kantonesischen Rap einer frustrierten Flugbegleiterin, von dem ich zwar kein Wort verstanden habe (meine Chinesisch-Lehrerin übrigens auch nicht), bei dem ich aber, nachdem ich wusste, worum es ging, jedes Wort fühlen konnte.
a.more.s,
Die Beigabe von „e chly bärndütsch“ innerhalb von acht Minuten nennen Sie „eifach“? Ich darf doch sehr bitten! Dieser Rap von 3rd ist immerhin origineller als die Texte von
erwachsenenvolljährigen Berliner Rappern. Die berlinern noch nichtmal.Juni 4th, 2006 at 14:20
Herr a.more.s, das mit dem E-Mail ist ein guter Vorschlag, vielen Dank. Rap-Battle heisst: Immer zwei kämpfen gegeneinander mit Worten und das Publikum entscheidet, wer rausfliegt und wer weiterkommt, also welcher den anderen besiegt hat. Am Schluss fighten dann die zwei Besten gegeneinander. Im Film „8 Mile“ mit Eminem ist eine Rap-Battle das Showdown. Ähnlich funktioniert es bei Slam-Poetry, allerdings müssen die oft nicht mehrmals antreten.
Marian, es gibt auch nicht viele Rapper, die ich gerne höre. Aber von Herr Guggenbühl – dem schweizweit führnden Ratgeber in Buben-Erziehung – wissen wir drum, dass es besonders unsinnig ist, alles, was die Kids hören/tun, gut zu finden, weil sie dann besonders Dummes machen, um sich abzugrenzen. Es ist deswegen wohl gar nicht schlecht, dass ich das meiste nicht so toll finde, was 3rd hört.
Juni 4th, 2006 at 14:41
Danke für den coolen Link, Marian. Ich habe selten über eine Nachahmung von einem Song so gelacht! Wirklich witzige Seite.
Juni 5th, 2006 at 16:11
3rd,
bitte, gerne geschehen.
Mai 13th, 2007 at 02:19
@t.t.m.s
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