Di 26 Apr 2005
Herr K. greift in seine Jackentasche und sucht nach dem Pendel. Eigentlich hat ers immer dabei, nur heute nicht. Aber ein Schlüsselbund tue es auch. Er geht gemessenen Schrittes durch die Bibliothek, während die Schlüssel sich rechts herum leicht drehen. Herr K. ist zufrieden mit den Schwingungen, die er aufnimmt: an diesem Ort kann gut gearbeitet werden. Sollte ich mich einmal nicht wohl fühlen, empfiehlt er mir, auch zu pendeln, und sollte sich der Schlüsselbund links herum drehen … , obwohl die Frauen es eigentlich nicht nötig hätten, denn die wüssten immer, wann es ihnen nicht gut gehe. Den Rosenquarz solle ich aber zu meiner Rechten hinlegen und links auf dem Pult einen anderen Stein dazu benutzen, um die Buchseiten zu beschweren.
In Zukunft werde ich den Rosenquarz jede Woche unter fliessendem Wasser „entladen“ und – falls sie doch wieder einmal scheinen sollte – in der Sonne „aufladen“.
Nun warte ich gespannt auf den historischen Roman von Herrn K. Ich werde ihn lesen und mich durch die geplanten 700 Seiten nicht abschrecken lassen. Ein Mensch, der so freundlich mit Bibliothekarinnen umgeht, nimmt sicher auch die Romanfiguren ernst.
August 27th, 2010 at 12:54
Inzwischen ist der Roman erschienen. Ein bisschen mehr als 700 Seiten sinds geworden. Es ist doch schön, einen Bruchteil eines Sandkörnchens an dessen Entstehung beteiligt gewesen zu sein.