Sa 9 Dez 2006
Vor dem Hauseingang stapeln sich Tische, Schränke, Gestelle, Stühle, Bett. Es ist noch früh am Morgen, und ich frage den Hauswart, ob jemand aus meinem Eingang ausziehe. „Ja, wissen sie denn nichts? Herr Käppeli ist gestorben.“
Dann kommt Frau Vogel, die Schwester des Toten. Ich kondoliere, noch ganz benommen von der Nachricht.
Ihr Bruder habe alles bestens hinterlassen, die Tausende von Dias, Filmen und Musiknoten angeschrieben, die Ordner aus der langjährigen Quartier- und Kirchenarbeit immer nachgeführt, die Computerprogramme, geschrieben für verschiedene Firmen, in Handbüchern korrekt festgehalten.
Aber sie habe alles rübis und stübis weggeworfen, sie musste, denn sie könne das alles nicht aufbewahren, verstehe vom Filmen und von Computern gar nichts.
Hinten auf der Terrasse zerschlägt ein Mann einen Tisch, während ein anderer mit den Füssen einen Schuhschrank eintritt.
Frau Vogel verspricht, mir den Lebenslauf ihres Bruders in den Briefkasten zu werfen. Er habe ihn selber geschrieben.
Als ich am Abend nach Hause komme, schleppt die Italienerin aus dem Untergeschoss einige Wäschekörbe mit Schischuhen, Mixer, Geschirr, Luftbefeuchter aus der Wohnung von Herrn Käppeli.
Immerhin etwas, das noch gebraucht wird – nicht ganz rübis und stübis.
Dezember 9th, 2006 at 10:03
auf der einen seite verstehe ich ja die überforderung der sicher nicht mehr jungen frau.
andererseits ists einfach jammerschade.
er hat doch alles zum weiterverwenden zurechtgelegt. die dias und filme hätten in einer aktivierung im heim beste dienste erwiesen…
Dezember 9th, 2006 at 10:43
Ja, als ich es erfahren habe, habe ich auch an das Archiv gedacht. Er war jahrelang zuständig für die Abrechnung eines Freiwilligenarbietsprojekts, in dem ich engagiert war. Ich bekam einen Füfliber für eine Mahlzeit pro Kind, welches zugezogen war, nicht Deutsch sprach und integriert werden sollte.
Ich habe also etliche Füfliber von dem freundlich stillen Herrn Käppeli bekommen, immer aufgrund eines von ihm akribisch erstellten Formulares, welches ich ebenfalls akribisch ausfüllte.