Mi 29 Jun 2005
Meine Grossmutter ist im Spital, den „Gummäng“ (Berndeutsch für „Benehmen“, abgeleitet von „comment“, französich „wie“) hat sie längst hinter sich gelassen. Seit zwei Tagen tobt sie laut oder flucht leise im Spitalbett. Sie weiss nicht recht, wo sie ist, aber sie weiss, dass sie dort nicht bleiben will, entsprechend schwer haben es die Kanülen in und an ihrem Körper.
Zum Ausgleich habe ich ihr gestern ein paar moralische Sätze und heroische Lieder zum fertig machen gegeben, die sie mir als Kind beigebracht hat.
Du sollst den Namen [Gottes nicht verunehren] (macht sie immer noch nicht, sie flucht anders.)
Geben ist [seliger denn Nehmen]
Hartes Brot ist [nicht hart, kein Brot ist hart]
Lass nie die Sonne [untergehn über deinem Zorn]
Unser Leben [gleicht der Reise…] (Sie war überrascht und glücklich, dass wir zusammen alle Strophe hinbekommen haben)
Lueget vo Bärge u Tal [flieht scho der Sunnestrahl]
Lueget vo Oue u Matte [wachse die dunkele Schatte]
D’Sunn‘ [ade Bärge no stooht]
O, wie sie [d’Gletscher so rooot]
(Von da weg hatte ich meine liebe Mühe und hab mich auf das Summen verlegt.)
Juni 29th, 2005 at 14:23
Ja das kann sie immer noch gut, doch „z Vreneli vom Guggisberg“ hat sie nicht für mich gesungen. Nur ungläubig den Kopf geschüttelt, als ich ihr erzählt habe, dass ich Früher immer weinen musste bei dem Lied. Trotzdem habe ich Grosi immer darum gebeten es für mich zu singen… ob sie es wohl noch einmal für mich singt?
Juni 29th, 2005 at 14:29
Die Rollen haben gewechselt, nun musst du anfangen liebe Cousine 🙂 So ist das Leben wohl.
Juni 29th, 2005 at 14:36
Habe grad vor zwei Minuten den Text ausgedruckt aber ob ich es singe….
Juni 29th, 2005 at 21:23
Nach diesen Aufregungen haben wir alle ein Schlafmanco. Jemand hat sogar die Kartoffeln im Zuckerwasser gekocht. 1st und ich haben gerade an einem kosovarischen Schnaps genipt. Wir sehen weder auf den Berg, noch ins Tal, die Augen fallen uns zu.