So 3 Sep 2006
Nur selten drücke ich im Lift den Knopf U4. Eine Treppe unter dem 4. Untergeschoss befindet sich der Block-Keller. Abfluss und Heizungsrohre führen den Wänden entlang. Stabile Eisentüren deuten darauf hin, dass dies auch der Luftschutzkeller dieses Hauseingangs sein sollte. Zwei der durch Holzleisten abgetrenneten Verschläge mit Apfelhurden, die im „Ernstfall“ zu Notbetten umfunktioniert werden könnten, gehören zur Wohnung im 13. Stock. Ich öffne das Vorhängeschloss und nehme die benötigten Büchsen mit dem Harzlack heraus. Hier unten ist es sehr still. Einige der Abteile sind mit Gerümpel voll gestopft. Zwischen Laufgittern, Autoreifen, Schischuhen und ausrangierten Fernsehern stehen zu meinem Erstaunen auch Reihen von Konfigläsern, liebevoll beschriftet, Batterien von Einmachflaschen der Marke „Bülach“, verstaubt und leer, aber parat für den „Ernstfall“, ein Sack Kartoffeln, ein Korb Zwiebeln.
Eigentlich haben wir hier im Block alle ländliche Wurzeln, seis im Emmental oder auf dem Längenberg, in Galizien, Calabrien, Kosovo, Anatolien, Tamil Nadu, im Hochland von Vietnam, im Magreb …
Ich erinnere mich an meinen Einzug ins Quartier vor mehr als dreissig Jahren. Von „Zuhause“ hatte ich einen Dreschflegel und einen alten Mehlsack mit der Aufschrift „Ernst Zbinden von Längenberg 1883“ in die Stadt mitgebracht und hängte diese an die Wände aus Beton.
Seit Jahren ruhen die beiden Relikte einer vergangenen Zeit in einem der beiden Kellerabteile.
Der Block ist längst mein Zuhause geworden.
September 4th, 2006 at 01:03
Ein schöner Bericht! Ich hab es immer gemocht, in den Keller zu gehen. Am liebsten hab ich deinen riesigen Überseekoffer aufgeklappt und alles darin angeschaut, potz, was der alles beinhaltete.
September 4th, 2006 at 11:11
seit wir mehr als 2 sind und ergo auch viel mehr zuhause essen, haben wir wieder kartoffel- und rüebliharrassen, most, gonfi, … wein (den schon vorher) und fleisch in der gfrüüri. ich geh auch ganz gern hin, obschon es dort sonst eher langweilig ist, da wir nicht zu den sammlerInnen gehören und nicht gebrauchtes ins brocki bringen. feng shui lässt grüssen.