Fr 24 Feb 2006
Man muss weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muss den Atem anhalten,
bis der Wind nachlässt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es das Grab
unserer Mutter.
Hilde Domin
geboren am 27. Juli 1909,
gestorben am 22. Februar 2006
März 1st, 2006 at 12:10
Dieses Gedicht wollte ich schon lange wieder finden. Nun ist es hier! Es war eines der ersten, die ich von Hilde Domin kennenlernte. Vielen, vielen Dank – riesenfreu!