in dieser Nacht bekommt sie den Schlag in den Magen gegen 2:47. Nichts Ungewöhnliches eigentlich, nur eine Stunde früher, als in anderen Nächten.
Sie tappt in die Küche, schüttet die gekochten Quitten in ein Sieb und leert den Saft in die Pfanne zurück. Dann wägt sie Zucker ab, lässt während 1 Min. sprudelnd kochen, fügt den Rest des Zuckers und die Hagebutten von der wilden Rose auf dem Balkon bei. Erneutes Sprudeln, Schaum abschöpfen. Rasch füllt sie das rotklare Quittengelee in sechs Gläser ab. Die Quittenschnitze streicht sie durchs Sieb, süsst das Mus mit Rohrzucker und schüttet die Masse zum Trocknen auf eine Platte. Nun ordnet sie das schmutzige Geschirr in die Abwaschmaschine.
Draussen ist ist es immer noch dunkel. Über den beiden Lichterreihen des Hochhauses liegt der abnehmende Mond wie ein rasch hingeworfener i-Punkt.
Sie setzt sich an den Computer und klickt eine Site auf, die sie schon lange lesen wollte. Man hat sie ihr empfohlen. Sie sieht gleich, dass es für diese schlaflose Nacht das Passende ist. Viele Namen –
und dann aus der Erinnerung das Bild eines jungen Mannes mit roten Wangen und blondem Haar. Er steht auf einer Bühne in einem Schulhaussaal. In der Hand hält er stolz und etwas verlegen einen aus Kupfer getriebener Käsekessel, seine perfekte Arbeit aus dem Werkunterricht …
Ein weiteres Bild: Die Sonne scheint ins Wohnzimmer. Am Tisch sitzt die Mutter mit ihren zwei Töchtern. Alle drei weinen, denn eben ist dieser junge Mann unten an der Aare von einem Auto überfahren worden.
Das war vor zwanzig Jahren. Die Mutter ist sie selber.
In der Küche knacken die Deckel der Gelee-Gläser.