(Es gibt sie, die freiwillige Rückkehr. Ich hatte die kleine Familie einmal erwähnt, in 10 Jahre Dayton, im ersten Abschnitt.)

Gestern haben wir noch zusammen das Wohnungsübergabeprotokoll geprüft, in wenigen Stunden fährt der Bus und nimmt meine Freundin mit. Schlimmstenfalls 24 Stunden wird es dauern bis zum Ziel. Die Kinder sind schon sieben Wochen vorher zu den Grosseltern, Onkel und Tanten, gleich zu Ferienbeginn. Der Grosse schreibt immer um Mitternacht ein SMS: „Mama, ich weine gerade.“ Er schreibt lieber Deutsch, das geht schneller. „Mama, sie reden hier anderes Kroatisch.“ „Mama, die Kinder sprechen von Geld. Sag Onkel, dass ich haben sollte.“ Die Kleine ist recht zufrieden mit den Katzen, dem Garten, dem autistischen Cousin.

Der Möbelwagen ist vor einer Woche gekommen, viel war es ja nicht. Die Betten für die Kinder, eine Spende der Kirche. Das Bett der Mutter – aus dem Heilsarmeebrockenhaus. Ein Tisch, drei Stühle. Ein paar Kleiderkisten, deutsche Bücher, zusammengewürfeltes Geschirr, Abschiedsgeschenke mit Schweizer Kreuzen.

Warum sie kurz vor der Einbürgerung der Kinder zurückgehen?

Schwester und Familie gehen auch zurück. Die Unterstützung würde wegfallen. Wie als Alleinerziehende die Nachtschichten, wie die Wochenenden im Beruf bewältigen? Mit zwei schulpflichtigen Kindern! Die Tagesstätte ist zu den Arbeitszeiten einer Pflegerin geschlossen.

Und diese Schule! Von Februar bis Juni wurden keine Aufgaben mehr korrigiert, keine Tests geschrieben. Worauf die letzten Noten gründeten, hat keiner verstanden. 80% Migrantenkinder bedeutet auch 80% Migranteneltern. Sie haben keine Ahnung, was zu tun ist, was gut und richtig wäre, sie haben ja keinen Vergleich, nur so ein Gefühl und niemals, niemals Zeit sich zu befassen. Und die Schweizer schicken ihre Kinder in Privatschulen, ja, manchmal gar die Kroaten, wenn sie Zahnarzt sind. Mit wem sollte man sich da zusammentun?

Die Landschulwochen waren schön, die Jugentreffs wunderbar, das Bad, die Eisbahn! Die Schlittschuhmiete billig! Aber diese Schule? Dann noch lieber Kroatien ohne Schlittschuhe. Still sitzen und büffeln.

Wir haben viel gelernt von euch Schweizern, über die Demokratie in der Gemeinde, über den Dienstweg „we jede so wett“ und die Zusammenarbeit im Fussballclub. Wir sind dankbar für diese Jahre in diesem Land in Frieden. Aber eure Schule, nein, die tauschen wir gerne. Nun lernen die Kinder halt das neue Kroatisch von nach dem Krieg und Physik und Chemie – sicher vieles, was man nicht zum Leben braucht, aber besser als gar nichts! Und wenn alles gut geht, spielt der Grosse bald bei Enka Osijek.

Möge Gott euch Schweizer beschützen, wir werden an euch denken. Und das Berndeutsch, ne-neei, das vergessen wir nie.