So richtig jemand war eine Hausfrau in den Sechziger Jahren, wenn sie ein Service aus der Manufaktur „Rössler“ besass. Dieses währschafte Geschirr, heute ein Sammel- und Kultobjekt, gabs in verschiedenen Farben. Die Vornehmeren wählten meist Blau, die Bauern auf dem Land schworen auf Braun.
Als Meieli zu Walter auf den Hof zog, schenkten die Schwiegereltern der jungen Frau ein braunes Rössler. Die Jahre gingen dahin, in denen Meieli für ihre Familie und die Schwiegereltern den Tisch mindestens dreimal im Tag mit diesem unverwüstlichen Geschirr deckte. Neben der Arbeit hatte sie nicht viel zu sagen, rissen die Schwiegereltern doch auch die Erziehung der Enkel an sich. Walter liess nach langem Werweisen im oberen Stockwerk eine Küche für seine Eltern einrichten. Diese zogen, beleidigt bis zornig weg vom gemeinsamen Tisch.
Das Kafi-Geschirr von Rössler nahmen sie mit.
Nun sind die Schwiegereltern gestorben, die Enkel längst erwachsen und Meieli und Walter gesundheitlich angeschlagen.
Aber sie sind wieder vereint: Tassen, Kännchen, Schüsseln, Platten, Teller.
Nach siebenunddreissig Jahren öffnet Meieli den braunen Küchenschrank und schaut zufrieden auf sein braunes, unversehrtes Rössler – ohne Groll.