… im vertikalen Dorf.

Familie Hausmeister ist dem Aufruf der Stadt Bern gefolgt und hat im Block einen Neighbours’ Day organisiert. Die von der Stadt zur Verfügung gestellten Einladungen sahen ziemlich altmodisch aus mit lauter weissen Menschen vor langweiligen sterilen Häusern auf grüner Agglomerationswiese.
Heute früh regnete es in Strömen und Winterjacken waren angesagt. Zusammen mit seinen Helfern stellte der Hausmeister draussen ein Zelt und zwei Grills auf, dazu im geräumigen Hauseingang Esstische, einen Zeichentisch für die Kids, Bänke, Stühle und Matten für die Krabbelkinder.

Zusammen essen

Die kleinen Gaeste

Es gab unglaublich viel zu essen quer durch die Küchen der Welt. Die vietnamesichen Frühlingsrollen, der tamilische Schoggikuchen, das Huhn an scharfer Sauce nach einem ghanesischen Rezept, die kosovarische Pitte, die bernischen Schinkengipfeli und Zitronenmuffins fanden bei mindestens hundert Nachbarinnen und Nachbarn regen Zuspruch. Die Grills waren fest in Männerhand, und auch hier gab es grosszügigen Nachschub. Gefallen haben mir die Gespräche mit den Nachbarn. Bis zu welchem Alter darf man sich mit einer FC Bayern Mütze (Original) im Quartier zeigen? Höchstens bis ins dritte Lebensjahr, sonst sei YB angesagt, witzelte mein Nachbar, der einen Kiosk betreibt. Frau Scherz, Jahrgang 1942, outete sich als lebenslange treue Fanin der Berner. Sie kennt alle Stadien in der Schweiz, war immer mit dem Vater unterwegs zu den Spielen. 17 Jahre alt war sie, als 63’000 Zuschauer zusammengepfercht im Wankdorfstadion das Spiel der Jungen Buben gegen Reims mitverfolgten. War das eine Stimmung – unbeschreiblich – als Geni Meier dieses legendäre Tor schoss! Ein geschichtsträchtiges Spiel – unvergesslich, da waren sich der Mann vom Kiosk und Frau Scherz einig.
Da ich mich für alles interessiere (wenn ich Zeit habe), hörte ich auch Frau und Herrn Egger rechts neben mir gerne zu, als sie mir von ihrem früheren Leben auf dem Land in einem Berner Herrenstock mit wunderbaren alten Parkettböden und einem Bach durch den Garten samt Sprigbrunnen erzählten. Aber nun seien sie froh, im Block zu leben mit Lift und ohne Schwellen.

Die Kinder kümmerten sich nicht ums Wetter. Gespannt warteten sie darauf, dass die Hüpfburg aufgeblasen wurde.

Das braucht viel Luft

Herr Shai teilte die Kids in Grosse und Kleine ein und passte auf, dass alle an die Reihe kamen und sich in ihrem Übermut nicht verletzten.

Die werden gut schlafen

Die Kleinen

Die Frauen begannen, Geschirr abzuwaschen. Die jungen Kosovarinnen hatten CDs mitgebracht, legten zwischen dem Abräumen ein Tänzchen ein, schwangen Hüften und Geschirrtücher. (Im Feste feiern kann ihnen niemand etwas vormachen. Da sind sie Spitze. Jede Hochzeit gewinnt enorm, wenn sie sich in festliche Roben werfen, Haare und Gesicht zurechtmachen und ihre Tänze vorführen. Sie zeigten mir Bilder auf ihren Smartphones. Hollywoodstars sehen daneben blass aus.)

Tanz

Frauentanz

Wieder einmal haben wir im Block die guten nachbarschaftlichen Beziehungen, das Zugehörigkeitsgefühl und die gegenseitige Verantwortung gestärkt und somit zur hohen Lebensqualität aller Bewohnerinnen und Bewohner beigetragen (Website Stadt Bern)

Gute Nacht!

Am nächsten sonnigen Tag gab’s noch einmal Hüpfburg.

Von oben

Blick auf den Rasen aus dem 12. Stock.

*Fotos: 1st, female und 2nd2nd, male