Sa 16 Dez 2017
Heute habe ich Bleistifte im Überfluss.
Das war nicht immer so. Bevor ich in die Schule kam, durfte ich ab und zu mit dem Zimmermannsbleistift meines Vaters etwas auf ein Stück Holz oder Packpapier zeichnen. Bunt- und Bleistifte sah ich am ersten Schultag, als uns Fräulein Schneider eine rote Caran d’Ache-Schachtel mit dem kostbaren Inhalt verteilte. (Ich erinnere mich nicht, dass eines der zahlreichen Nachbarskinder schon im Vorschulalter eine Farbschachtel besessen hätte.)
Die Freude daran währte allerdings nicht lange. Mein kleiner Bruder kaute die bunten Stifte von oben her alle ab. Mutter versuchte – wie immer – die Katastrophe in den Griff zu bekommen, schnitt mit einem scharfen Messer das zerbissene Stück weg. Zurück blieben mickrige Stumpen, die ich in ein Blechröhrchen als Verlängerung stecken musste, damit ich noch zeichnen konnte.
Täglich gibt es etwas zu notieren. Es ist einfach ein Vergnügen, mit einem sauber gespitzten Stift auf ein weisses Blatt zu schreiben – kreuz und quer, wenn’s sein muss. Was ich aufschreibe?
Ich widme mich u.a. der bernischen Provinzliteratur. Mehr oder weniger vergessenen Autorinnen und Autoren, deren Werke in der Kantonsbibliothek stehen, versuche ich auf die Spur zu kommen. In Zeitungen, Kalendern, Jahrbüchern, Archiven, Diplomarbeiten, auf Gemeindeschreibereien, bei kirchlichen Behörden und nicht zuletzt im Telefonbuch versuche ich, etwas über ihr Leben zu erfahren und diese biografischen Notizen festzuhalten in einem Lexikon (Link folgt später), in welchem die weiter herum Bekannten wie Gotthelf, Dürrenmatt, Walser, Kracht, Zschokke, Bichsel … bereits ihren Platz gefunden haben. Frauenspuren aus dem 18. und 19. Jahrundert sind schwierig zu finden – aber ich habe ja genug Bleistifte und Papier und bleibe dran;-)
In dieser Sache halte ich es frei nach Pedro Lenz:
Es soll den zahlreichen Autorinnen und Autoren zur Ehre gereichen, die in den vergangenen Jahrzehnten die Provinz literarisch veredelt haben, ohne dabei immer die Beachtung erhalten zu haben, die sie zweifellos verdient hätten.
Der geneigten Leserschaft können Auge und Geist geöffnen werden für die kleinen, aber bedeutenden Räume, aus denen sich die grosse Literaturwet letztlich zusammensetzt.
Lenz, Pedro: „Das kleine Lexikon der Provinzliteratur“, ISBN 978-3-908010-72-2
Dezember 18th, 2017 at 12:53
Was für ein spannendes Projekt, liebe 1st. Darüber erfahre ich gerne mehr!
Lieber Gruss vom zur Zeit etwas zurück geschnittene und ins Dunkle gestellte Granium 🙂
Dezember 19th, 2017 at 10:10
Ich hatte mal eine Geranie, die blühte erst im Winter😉
Liebe Grüsse und hoffentlich kommst du über die Feiertage auf eine schöne Piste!
Das „Projekt“ findest du unter SY 006351616.
Januar 9th, 2018 at 16:55
Was ich noch schreiben wollte: wir sind eben nicht mehr im gleichen Verbund, daher kann ich nicht nachgucken.. ich erinnere mich an die wunderschönen Krippenfiguren, die auf der gleichen Seite sind wie das Wintergranium!
Es guets Nöis allen!
Januar 14th, 2018 at 17:15
Danke für die Neujahrswünsche!
Hoffentlich seid ihr auch ausgeruht und zufrieden ins 2018 gestartet dort, am anderen Ende der Stadt.
Hier noch die Adresse zum Lexikon:
http://www.literapedia-bern.ch/Hauptseite