Saharastaub schwebt über Liebewil

Nach dem samstäglichen Einkauf mit meiner Tochter holt sie zwei Becher heissen Coffeetogo im geschlossenen Restaurant. Wir setzen uns dann ins Auto und fahren aufs Land. Es dauert nur wenige Minuten und schon sind wir zwischen dampfenden Miststöcken, Reitpferden in Wärmedecken, mit Rossmist belegten Gartenbeeten (Neid meinerseits). Die Tür- und Fensterrahmen der Häuser sind noch in weihnächtlicher Tannenzweigen- und Strohsterndekoration. Auf einer braunen Wiese steht ein Kran neben Rundballen in weissem Plastik. Wir parkieren dann artig auf einem Feldweg, so dass die Hunde mit ihren Menschen noch durchkommen, trinken Kaffee aus dem Kartonbecher und schauen auf die Bergketten, manchmal hinter grauen Wolken.

Gestern fuhren wir übers Bottigenmoos nach Liebewil, welches nach Herzwil kommt. Da gibt es behäbige Berner Bauernhäuser, Speicher, Scheunen, Ofenhäuser, Ausweichstellen zum Kreuzen, kopfsteingepflästerte Hausplätze mit starken Autos.

In Burrens Burehofmärit kauften wir Gemüse, Äpfel, Eier, Wurst, Brot, Butter, Teigwaren und gedörrte Bohnen. Bis „vor der Pandemie“ kamen Burrens mit ihrem Hofladen in die Quartiere – eine sehr beliebte und geschätzte Begegnung zwischen Stadt und Land. Dann kam der Lockdown und ihr Laden im Dorf wurde regelrecht aus-gekauft. Dieser Ansturm ist geblieben. Bald wird ein Bäcker eingestellt, damit Frau Burren einmal länger als bis um 2 Uhr morgens schlafen kann. Ob der Neue dann auch so feine Haferbrote backen kann? Eins ist sicher: Burrens werden nie mehr Zeit für einen Gemüsestand im Quartier haben.

Richtig läppisch von mir, sich wochenlang so gegen ein neues Jahr zu sträuben. Dabei hatte ich doch schon in der Altjahrwoche ein rosa Schweinchen mit Krönchen gekauft.

Mir schien es passend zu dem Spruch von Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, Weitergehen, den ich in der letzten Zeit oft höre. Damit wollte ich allen ein gutes neues Jahr wünschen. Nun ist es dafür wohl zu spät?
Nein, gute Wünsche kann man immer brauchen!