Fr 23 Nov 2007
Es ist ihm zum Weinen nicht Recht, dass er gepflegt werden muss wie ein kleines Kind. Aber es ist schön, umgeben zu sein von „den Iigeten“, der eigenen Familie. Da versteht man ihn, weiss wovon er spricht, obwohl das Sprechen schwer fällt. Er erzählt der Pflegetochter von den Schmerzen und der Hilflosigkeit, die sein Pflegesohn Heinz erleiden musste und die er jetzt so gut verstehen kann.
Vater träumt sehr viel, taucht ab in andere Welten, wo Pferde übermütig im Schnee umhertoben, verfolgt von einem kleinen Jungen der einen Hütestock in der Hand hält. Die Leute wollen, dass der Bub rauskommt aus der Hofstatt. Aber Vater will ihn laufen lassen, den Pferden hinterher.
Auch der Habk, der Habicht, ist manchmal da und zieht seine Kreise.
Wahrscheinlich ist der Winter für Menschen, die ihr ganzes Leben lang eng mit der Natur verbunden waren, die passende Jahreszeit, um von ihr Abschied zu nehmen.
Bis vor zwei Wochen hatte Vater noch genug Kraft, die Kartoffeln zu schälen
November 26th, 2007 at 15:34
Liebe 1st, deine Schilderung greift mir ans Herz, ich erlebe alles mit. Sag doch bitte dem Grossvater einen Gruss aus Israel und dass es noch Anderen so ergeht wie ihm. Sage ihm, so ein Grossvater bleibt lieb und wichtig, ob er jetzt Kartoffeln schälen kann oder nicht – Hauptsache, er ist da.
November 27th, 2007 at 08:20
Liebe Vered, Vater ist sehr schwach, aber noch ganz klar im Kopf. Jeden Tag kommen Menschen ins alte Haus, um ihn noch einmal zu sehen. Das freut und wundert ihn. Am Samstag sagte ich: „Du bist wie Abraham, hast eine grosse Familie.“ Da musste er lachen. Den Gruss werde ich ausrichten. Die Hügel von Ephraim und Menashe hat er sehr geliebt, erzählte oft davon, wie er einmal versuchte die Schafherde von Guly, dem Flöte spielenden Kibbuzhirten, einzuholen und dabei ganz ausser Atem kam. Nun begleiten wir unseren greisen Vater, so lange er uns braucht.
Liebe Grüsse aus Bern!