So 14 Jun 2009
Nicht grössser als ein „Naselumpe“ muss ein Gärtchen oder ein Balkönchen sein, um darin und darauf zu grillen. „Brätle“ sagen wir dem. An diesem Wochenende bleibt kein Ofen Grill kalt und alle, alle frönen diesem höhlenmenschlichen Vergnügen.
Mit Kuchen, diversen präparierten Fleischstücken, einer mächtigen Schüssel Tabouleh und geleitet vom neuen „GPS“ (zum Üben), fahren wir in ein Dorf im Berner Mittelland. Meine Freundin hat vor drei Jahren, zusammen mit Mann, Tochter samt Enkelkindern die alte Dorfbäckerei gekauft. Im ehemaligen Tea Room ist jetzt das Wohnzimmer, der Laden mit den grossen Fenstern dient als Spielzimmer für die Grosskinder, auf der mit Reben umrankten Terrasse, wo früher die Gäste bei Kaffee und Kuchen sassen, steht eine Hollywoodschaukel.
Das absolute Prunkstück des Hauses, hervorgegangen aus hunderten von Arbeitsstunden in der Freizeit, ist der grosse Garten mit Bäumen, Sträuchern, einem Spielhaus und einem Planschbecken für die Kleinen. Grill, Bierfass und bodenständiges Buffet stehn im Schatten für die Gäste bereit. Zwei lange Butterzöpfe sind aufgeschnitten. Die zahlreichen Kinder spielen nach Herzenslust, lassen die Erwachsenen plaudern, und obwohl die Lehrerinnen und Lehrer sehr deutlich in der Überzahl sind, ist es ein vergnüglicher Abend.
So gesehen ein Abend wie in anderen Gärten auch.
Wäre da nicht die Geschichte der Gastgeber. Vor dreissig Jahren kamen die Eltern mit drei Kindern auf Umwegen in die Schweiz, wo sie als politische Flüchtlinge aufgenommen wurden. Die „Fürsorge“ gab ihnen in unserem Quartier eine Wohnung, ausgestattet mit fünf Kindermatrazen (Leute aus den Anden sind klein, meinte man zu wissen), ein paar Teller und Bestecke. Fortan sollten sie über jede Lichtbirne Rechenschaft ablegen müssen. Da es im Block niemanden aus Südamerika gab und besonders die Mutter das Flüchten und die sich auf dem Fusse folgenden Regierungsumstürze satt hatte, dauerte es nicht lange, bis unsere neuen Nachbarn deutsch sprachen und auf eigenen Beinen standen.
Nun sind sie im Berner Mittelland angekommen, gehören zum Dorf, als wären sie immer hier gewesen. Wer hätte das vor dreissig Jahren gedacht?
(Auch der alte Brotofen bleibt, obwohl im Moment ungenutzt, im Haus. Wer Notzeiten erlebt hat, wappnet sich für alle Eventualitäten.)
Juni 15th, 2009 at 21:31
Wiedermal ein wunderschöner Beitrag!
Nächstes Jahr, wenn wir wieder eingeladen werden, komme ich auch mit zum Garten-Sommerfest in der alten Bäckerei!