Di 23 Nov 2010
Brave Berner-Meitschi von Stadt und Land mussten bis 1986 den „Füfwücheler“ besuchen. Dieser obligatorische hauswirtschaftliche Unterricht für Mädchen sollte sie zu tüchtigen Haus- und Ehefrauen modeln. Frau lernte Bügelfalten in Herrenhosen dämpfen, nicht ohne vorher die Taschen mit einer weichen Bürste ausgebürstet zu haben, sie wurde in die Geheimnisse des Schuheputzens eingeführt wie ein englischer Butler, entfernte spurenlos Flecken von Kravatten und glätteten Taschentücher mit eingesticktem Monogramm rückseitig auf einer weichen Unterlage.
Höchste Aufmerksamkeit wurde dem weissen Herrenhemd gewidmet. Seine Pflege begann spätenstens mit der Wäsche, dem anschliessenden Stärken von Kragen, Teil der Hemdenbrust und der Manschetten (Stärke selbst gekocht). Dann das richtige ja nicht klefeldürre (zu trockene) Trocknen: ausschlagen, zurecht zupfen, glatt streichen. Fehlende Knöpfe durften keineswegs satt angenäht werden, mussten auf einem „Hälschen“ stehen. Abgewetzte Kragen wurden „gekehrt“. Den Kragen abzutrennen und mit der intakten Unterseite nach oben wieder anzunähen war die Herausforderung eines Nachmittags. Die königlichste Disziplin, die es zu erlernen gab, war das Bügeln des weissen Hemdes. Kein Mann sollte schliesslich verrumpfet mit Falten an den Kragenspitzen unter die Leute gehen müssen. Welch schlechtes Licht würfe das auf seine Hausfrau!
Letzthin habe ich aus Gwunder und völlig aus der Übung die Zeit gestoppt: drei händelsche Marienkantaten für zwei Masshemden, (die einfacher zu plätten sind als diejenigen von der Stange).
Saum (Hemlischilt) zuerst, dann die Seitennähte von innen, Ärmelnaht vorne links, Knopflochleiste mit besonderer Beachtung des obersten Lochs, Knopfleiste, Brust links, Brust rechts mit rechter vorderer Ärmelnaht. Kragen hinten und vorne (Stärkespray), Achseln mit Ärmelansatz. Manschette innen und aussen, Knopfleiste mit Manschettenfalten, beide Ärmel auf Ärmelbrett, Rückenteil, möglichst knitterfrei auf Bügel hängen, die beiden obersten Knöpfe sorgfältig schliessen – fertig.
Wie meine Lehrerin sagte: „So gepflegt halten sie ewig.“
November 23rd, 2010 at 07:58
Wie sagte man so schön: Äs Hemmli rächt Glettet, bruucht 20 Minute. Nicht ganz, aber wenn man es Härepfuderet, sieht man es schon.
Gerne Erinnere ich mich an den Füfwücheler, gelernt habe ich zwar nichts mehr, aber es war doch eine tolle Zeit. Böse gefragt, würde es der einen oder andern jungen Dame nicht schaden, diese 5 Wochen für die Zukunft zu Investieren?
November 23rd, 2010 at 22:05
öh, im soledurnischen heisst oder hiess das rüebli-rs, bzw. röschti-tech; beides sehr sprechend wie ich finde. da ich 20 (auch 10) minuten pro hemd irgendwie nicht aufbringe und dabei auch nicht nebenbei meditieren kann, plätte ich so gut wie schnell aber für nicole wohl härepfuderet – wenn’s besser sein muss, macht es (würde es machen) der hemdenservice für ca 3 franken, that’s life.
November 24th, 2010 at 08:36
Sorry, habs nicht so gemeint. Es ist aber doch ein Unterschied ob ich ein Arbeitshemd oder ein Sonntagshemd Bügle. Uns wurde zu Hause, ( Schneiderei ) und im 5 Wücheler beigebracht das man für ein Hemd das perfekt gebügelt sei, 20 Minuten braucht.
November 24th, 2010 at 16:09
Also, wenn es noch wäre wie aube, plättete ich diese Hemden. Aber wüu’s nümme isch wie aube, hat nun 10 Jahre der Hemdenservice die einigermassen teuer erstandenen Hemden der besseren Marken von 2nd, male gereinigt. Und genau deswegen habe ich 10 Jahre die dabei zerquetschten, gespaltenen und zerdrückten Knöpfe ersetzt. Da für 2nd, male Hemden absolut unerlässliche Arbeitskleidung und Bestandteil seines Berufes sind, haben wir nun nach interfamiliärer Absprache das ganze Arbietskleidungskonzept geändert. Das ist nun fast wieder wie aube: Die Schneiderin in der Nähe schneidert massgeschneidert und liefert genug Knöpfe mit. Die Schwiegermutter plättet ganz wundervoll.