Brave Berner-Meitschi von Stadt und Land mussten bis 1986 den „Füfwücheler“ besuchen. Dieser obligatorische hauswirtschaftliche Unterricht für Mädchen sollte sie zu tüchtigen Haus- und Ehefrauen modeln. Frau lernte Bügelfalten in Herrenhosen dämpfen, nicht ohne vorher die Taschen mit einer weichen Bürste ausgebürstet zu haben, sie wurde in die Geheimnisse des Schuheputzens eingeführt wie ein englischer Butler, entfernte spurenlos Flecken von Kravatten und glätteten Taschentücher mit eingesticktem Monogramm rückseitig auf einer weichen Unterlage.
Höchste Aufmerksamkeit wurde dem weissen Herrenhemd gewidmet. Seine Pflege begann spätenstens mit der Wäsche, dem anschliessenden Stärken von Kragen, Teil der Hemdenbrust und der Manschetten (Stärke selbst gekocht). Dann das richtige ja nicht klefeldürre (zu trockene) Trocknen: ausschlagen, zurecht zupfen, glatt streichen. Fehlende Knöpfe durften keineswegs satt angenäht werden, mussten auf einem „Hälschen“ stehen. Abgewetzte Kragen wurden „gekehrt“. Den Kragen abzutrennen und mit der intakten Unterseite nach oben wieder anzunähen war die Herausforderung eines Nachmittags. Die königlichste Disziplin, die es zu erlernen gab, war das Bügeln des weissen Hemdes. Kein Mann sollte schliesslich verrumpfet mit Falten an den Kragenspitzen unter die Leute gehen müssen. Welch schlechtes Licht würfe das auf seine Hausfrau!

Letzthin habe ich aus Gwunder und völlig aus der Übung die Zeit gestoppt: drei händelsche Marienkantaten für zwei Masshemden, (die einfacher zu plätten sind als diejenigen von der Stange).
Saum (Hemlischilt) zuerst, dann die Seitennähte von innen, Ärmelnaht vorne links, Knopflochleiste mit besonderer Beachtung des obersten Lochs, Knopfleiste, Brust links, Brust rechts mit rechter vorderer Ärmelnaht. Kragen hinten und vorne (Stärkespray), Achseln mit Ärmelansatz. Manschette innen und aussen, Knopfleiste mit Manschettenfalten, beide Ärmel auf Ärmelbrett, Rückenteil, möglichst knitterfrei auf Bügel hängen, die beiden obersten Knöpfe sorgfältig schliessen – fertig.
Wie meine Lehrerin sagte: „So gepflegt halten sie ewig.“