Di 29 Jan 2008
Wir sind – wenn ich so sagen darf – bekennende Einfamilienhäuserhasser. Die Zerstückelung der Landschaft, die Pendlerei, die Agrarwirtschaft, die Welternährung und natürlich die notwendige Abgrenzung eines jeden Blockbewohners, der (noch) kein Eigenheim (gebaut) hat.
Aber so ganz hemmungslos können wir uns dem Hass nicht hingeben, zu viele nette Arbeitskolleginnen und -kollegen wohnen in einem „Eäffhaa“ oder stehen kurz vor dem Bezug eines solchen. Unsere Mittagsarbeitsgespräche kreisen um Gummidichtungen, Plättlifarben, Gärtnerlaunen, Handwerkerbetrug, kilometerlange Leitungen, fragwürdige Holzbeläge, dringende Doppelgaragen und billige Fensterfassungen aus dem Deutschen.
Und die Adressen in den putzigen Vororten ohne Jugendgewalt und Junkies heissen nach Bäumen, Blumen oder Singvögeln, merken Sie sich das. Leider wird weitergebaut, wenn die schon ausgegangen sind und dann steht unverhofft, nach all den Föhren, Birken, Ahörnern, Linden, Eichen und Eschen ein Thujaweg im zerklüfteten Lande, weil wo’s keine Bäume mehr gibt, die gute alte Hecke herhalten muss.
Und ich prophezeie hier und heute, dass bald auch den Singvögel die Luft wegbleibt und man sich ans Federvieh heranpirschen muss. Hühnermatte, Entenhubel, Gänseweg. Und die farbigen Blüten werden ebenso ausgehen, das sehe ich an der Überstrapazierung des schmucklosen Nelkenweges. Stechpalmen und Schleierkraut sind die Zukunft und danach muss es mit Gemüse weitergehen. Der benachbarte Bauer wird aus seiner Hochstammhoschtert ins Einfamilienhausadress-Consulting getrieben.
Schon wieder zwei Parzellen frei.
Januar 30th, 2008 at 06:54
„Das „Landidörfli“ von 1939 ist im 21. Jahrhundert immer noch die einzige wirklich schweizerische allgemein anerkannte richtige Form des Wohnens, die Hüslischweiz das Ziel der Wünsche. Das Glück im Winkel ist unser Programm und die Summe aller dieser Glücke im Winkel ist ein nationales Unglück … “
Aus: Loderer, Benedikt : Das Oberstübchen neu vermessen
(Der Mensch sieht mit den Füssen – 13 Reden zu Architektur und Gestaltung,
Verlag: Glattbrugg Hochparterre 1995)
Januar 30th, 2008 at 08:08
Hihi, „Erikaweg 23e“ in der Adresse – und ich habe das Reihenhaus fast physisch vor mir. Die zersiedelten Landschaften kenne und bedaure ich vom vielen Zugfahren durch Süddeutschland nur allzu gut. Ich wusste nicht, dass ich das Eigenheimhassen laut tun darf.
Ich komme sogar aus einer solchen Familie, war 15, als meine Eltern ihren Eigenheimtraum endlich verwirklichten. Gefreut habe ich mich über die drei Klos (endlich kein Anstehen mehr am Morgen!) und die Geschirrspülmaschine, doch ansonsten? Statt Ausblick über Felder und die halbe Stadt von meinem Wohnblockzimmer im 3. Stock aus hatte ich jetzt in fünf Meter Abstand die nächste Hauswand vor dem Fenster. Statt eines sonnendurchfluteten Zimmers Kälte und Dunkelheit nach Norden. Statt eines schneeräumenden, rasenmähenden Hausmeisters Gartenpflichten. Statt riesiger Kletterbäume, weiter Sandkästen und einem Fußballplatz einen Handtuchgarten.
Januar 30th, 2008 at 12:09
In BMF-Nürnberg gibt es ein Ehemannstrasse
http://www.schnulliblubber.ch/entry/Ehemannstrasse.jpg
Liebe Grüsse vom Ausweg 1
Januar 30th, 2008 at 22:51
ins efh wünsche ich mich praktisch nie. wenn, dann an orten, wo die anschrift in etwa hauptstrasse (ohne nummer) oder sogar ganz nur plz, ort lauten könnte und c/o dem ältesten bauern im umkreis – das wäre ja schon wieder nicht efh, oder?
Januar 31st, 2008 at 09:39
Also, kaltmamsell, EFHasserei ist ganz, ganz sicher nichts, was man laut darf. Im Gegenteil, ich erkundige mich beim Mittagessen, ob das politisch korrekte und doch wetterfeste Holz für die Veranda nun den Zoll durchlaufen habe? Ob die Grube im Handtuchgarten, in die das Jüngere gefallen war, nun – weiteren Unfällen vorbeugend – zugeschüttet werden konnte? Ob die Waschküche inzwischen einen Zu- und Abfluss habe?
Januar 31st, 2008 at 11:45
Sehr interessante Kommentare!
In der Blockwohnung gibts (zum Glück) auch zwei Klos, 2 Lavabos, 1 Dusche, 1 Wanne.