Nach dem heftigen Gewitter, welches gestern Abend meinen Adlerhorst umtobte, stosse ich heute auf eine Aufzeichnung der besonderen Art.
Die Zuger, also die Chronisten aus dem Kanton Zug, dokumentierten ihre nennenswerten Blitzschläge ab dem Jahre 1280!
Da wurde der Abt Petrus von Schwanden aus Ensiedeln samt anderen Personen bei der grossen Prozession in der Kapelle Unserer Lieben Frau in Zug vom Strahl getroffen und getötet.

1448 ereilte den Pfarrer Ulrich Föhn das gleiche Schicksal. Der Schwefelturm mit dem Büchsenpulver, dazu Fenster und Öfen wurden 1526 arg zertrümmert, „aber geschah keinem Menschen nüt“.
Drei Jahrhunderte zuckten satanische Blitze durch Korngarben, Kühe und Stiere, Kirchtürme und -uhren, fuhren durch Bäume, dutzendfache Familienväter, Wasserleitungen, Seidenweberinnen und Dachziegel. Auf der Terrasse des Hotels Schindler warf der Blitzstrahl eine Kellnerin nieder, welche zum Glück gerettet werden konnte, bevor sie erstickte.
Weder Reich noch Arm wurden verschont, aber nur die geschädigten Wohlhabenden wurden registriert. Wie Salzbur Schwerzmann, Hauptmann J.A. Schmid, Graf Migeon, Tuchhändler Speck-Brandenberg, Grossrat Meier, Schlossermeister Reidhaar, Kantonsrat Blattmann.
1897 wurde Friedensrichter Knüsels Scheune ein Raub der Flammen. 1906 war Knüsel Regierungsrat und kam mit dem Schrecken davon, weil der Blitz zwar in sein Haus einschlug, jedoch nicht „zündete“.
1910 sprang der Blitz von einem „Zierbaum“ auf den „Telephonträger“ über und setzte 50 Telefone ausser Funktion.
Mit dem Jahr 1912 endet das vorliegende Protokoll. Der Blitz demolierte zwar die Dachverschalung am Hause von Dr. A. Letter, machte sich dann aber durch den Kamin der Gebr. Redig davon.
So liebe ich die Wetterberichte.

Weitere uschafelige Schläge im Zuger Neujahrsblatt 1922