Der Tag fing keineswegs vielversprechend an. Um 06:00 Uhr war’s stockdunkel und es regnete. Kein Wunder, dass ich mein Gesicht mit Nachtcreme einschmierte. Mit Tageshoroskopen kann man mich jagen, aber heute warf ich beim frühmorgendlichen Bündeln der Zeitungen einen Blick darauf: Ich soll mir keine Sorgen machen, wenn ich heute Schlüssel verlege oder Gegenstände fallen lasse.
„Kein Grund zur Panik, was beweglich ist, ist in Bewegung und kann verloren gehen. Flexibilität in jedem Moment hilft sehr.“ Danke! Es reichte noch schnell für einen Blick ins stadtblatt zu den Gemeinderatswahlen 2004. Die Überschrift auf Seite 4 ist leider total misslungen. Ich werde die BUI-Direktorin trotzdem wieder wählen.
Im Ladenzentrum teilte mir Herr H. munter mit, dass morgen wieder „Wucheteilig“ sei. Zu diesem Ereignis bekomme ich immer eine Tafel Lindt, die er aus seiner „Chuttebuese“ zieht.
Der Bus war bis zum letzten Platz besetzt, und ich konnte nur die rechte Seite „Bund“ lesen. Im Bahnhof wurden Rubbellose verteilt. 1. Preis: Ferien in einem Luxushotel in der Karibik. Die Leute rubbelten mit Geldstücken, Kaffeelöffeln, Knöpfen … nichts.
Am Arbeitsplatz durfte ich ein bisschen über Rosa Bloch-Bollag recherchieren. Diese brillante kämpferische Marxistin ist nicht eines mysteriösen Todes gestorben, wie der Wissenschaftler aus Zürich vermutete. Sie starb 42 jährig, 1922, an einer missglückten Kropfoperation. (Historisches Lexikon der Schweiz, Annette Frei Berthoud).
So blieb leider vieles ungesagt.
Der Nussbaum verlor in der vergangenen Nacht die letzten Blätter. Ich klaubte die Nüsse aus dem nassen Gras, liess den Elstern noch ein paar.
Zu Hause hatte ich ein Mail aus Ulan Bataar, „World’s Coldest Capital“, wo Freunde bei Hammelsuppe und Hammelravioli bei nächtlichen -20° auf den Zug nach Peking warten.
Schlüssel habe ich heute keine verlegt und auch nichts fallen lassen. Allerdings hat sich das Bewegliche tatsächlich bewegt und mit der Flexibilität ist es so eine Sache, besonders für Frauen …