Ich kanns einfach nicht lassen, jeden Frühling an diesem Treffen von Stadt und Land wenigstens für ein paar Stunden dabei zu sein. Wie oft habe ich auf dem Ausstellungsgelände schon geschwitzt, bin angestanden für Bratwurst, Most, Klo, Rösslispiel und Tram zurück in die Stadt? Diesmal regnets in Strömen und die Handörgeler auf der grossen Bühne örgeln vor nassen Stühlen. Länger als sonst bleibt man in den Hallen mit dem Grossvieh, liest die Namensschilder der Kühe und Stiere und deren Besitzer. Die Munis liegen tonnenschwer im hohen Stroh, und man fragt sich, ob sie überhaupt auf den Beinen stehen können. Hier gibts auch einen Melkwettbewerb, bei welchem ein Taschenmesser zu gewinnen ist. Der Hausmeister schnallt sich den Melkstuhl um und bringt in einer Minute 11 dl in den Kessel. Das reicht für einen Schlüsselanhänger und für unsere Bewunderung. (2 l = 1 Messer).

So gehts

An den Verkaufständen ist bei diesem Regenwetter nichts los. Ich lasse mir eine Gartenschere vorführen. Die Verkäuferin versteht ihr Geschäft, demonstriert mir die patentierte Rollenübersetzung, die beschichtete Klinge, das Kunststoffbett für einen schonenden Schnitt. Vor meinen Augen schneidet sie damit mühelos dicke Äste einzeln oder gebündelt. Schliesslich werde man ja nicht jünger und wenns mit Bäumen ausreissen nicht mehr so leicht klappe, könne man sie wenigstens – schnipp – im Handumdrehen mit einem sauberen glatten Schnitt …
Kleinesmädchen und Kleinesbübchen meckern, bellen, muhen, grunzen, gackern, stossen ab und zu liebe Landkinder von den Umzäunungen weg, um besser zu sehen.
Diese rufen dann: „Mueti!“ Was ich schon sehr lange nicht mehr gehört habe, obwohl ich meine Mutter bis zu ihrem Tod so nannte.

Junge Gitzi