So 15 Sep 2013
(Saisonende 2013, fotografiert und notiert am 09.09.)
Hermann mit der Beinprothese ist schon seit einigen Tagen weg. Während Käthi nur noch ein paar Schwimmzüge im kühlen Wasser macht, zieht Gatte Franz noch eimal prustend und schnaubend eine halbe Runde durchs Becken. Nein, ins Wasser gehe sie heute nicht mehr. Die Anzeigetafel sei seit längerer Zeit defekt und mehr als 18° könne die Wassertemperatur nicht sein. Sie sei nur gekommen, um ihre Garderobe (Kleiderkasten) zu räumen, erklärt mir Frau Knöpfli und wartet, bis ich geduscht und ins Wasser gestiegen bin: „Auf nächsten Sommer und alles Gute!“ ruft sie mir hinterher. Ich schwimme gemächlich durchs klare, kühle Wasser, das leicht vom Wind gekräuselt wird. Ein paar herbstlich gefärbte Blätter schaukeln vor meiner Nase. Der Himmel ist blau, nur einigen Wolken türmen im Westen. Kaum zu glauben das dies heute der letzte Badetag draussen sein könnte. Der letzte der Saison oder der letzte?
Es war wieder ein Sommer mit hundert kleinen „Badi-Geschichten“ aus aller Welt.
Von Margrit höre ich etwas über den Toubkal, dem höchsten Berg Marokkos. Meine Mitschwimmerin hat diesen 4167 Meter hohen Djebel im Mai bestiegen. Darauf sei sie wirklich stolz, denn eigentlich wandere sie mit ihrem Mann nur um Gurten und Könizberg, manchmal vom Westen der Stadt in die Elfenau. Die letzten 200 Meter auf den Toubkal hätte sie in der dünnen Luft beinahe nicht mehr geschafft. Ein belgischer Tourist stieg vom Gipfel zu ihr ab, um sie zu ermuntern, nicht aufzugeben. Das Panorama über die Bergketten bis hinein in die Sahara sei einfach unbeschreiblich. Ihr Mann war so stolz auf ihre Leistung, dass er ihr von der Berghütte zurück nach Imlil einen Ritt auf dem Maultier spendierte. Obwohl sie die Strecke leicht hätte bewältigen können, sei sie doch froh gewesen, möglichst schnell wieder in die Nähe einer komfortableren Toilette zu kommen.
Andrea bin ich nach vielen Jahren wieder begegnet. Sie wolle ein paar Runden zu schwimmen versuchen, komme nach einem heftigen MS-Schub gerade aus dem Spital, sei mit Kortison voll gepumt, aber eigentlich guten Mutes. Die Kinder seien gross und selbständig, der Sohn auf einer Reise in der Wüste Gobi, im Moment in Ulan Bator, die Tochter glücklich in einer Werkstätte im Saanenland. Andrea und ihr Mann haben in diesem Sommer die erste Reise ohne die Kinder unternommen. Drei Wochen Island, einfach unbeschreiblich die Menschen, die ihre Bürositzungen in den „Hot pot“ verlegen, die Landschaft, das Wetter – unvergleichlich und unvergesslich. Gerade wurde Andrea ein neues Medikamament von der Kasse bewilligt. Überhaupt habe sie Glück, dass ihre Krankenversicherung die Behandlungskosten übernehme. So sei sie doch in diesem Punkt ohne Sorgen.
Die alten Badehasen unter dem Baum am Prominentenhoger lernen die Gratiszeitung jeden Tag auswendig. Menes, der Spionagestorch (Schwan?) sei von den Nubiern in Ägypten aufgegessen worden, erzählen sie. Das ist keine schlechte Lösung, finde ich. Da ja immer wieder tierische Spione vom perfiden Nachbar eingeschleust werden, gibt es wohl bald wieder einen Geier- oder Entenbraten.
September 16th, 2013 at 06:00
Also liebe Mutter, von Grossstadtreisen kannst du dich zurückziehen, aber vor einem Schwumm… Das wird doch wohl jetzt nicht der letzte Letzte gewesen sein?!?
September 24th, 2013 at 15:03
Der letzte wars tatsächlich nicht. Am vergangenen Sonntag konnte ich mit Margrit noch einige Runden schwimmen. Es war herrlich, denn bei 16° hat man das Becken meist für sich allein.
Aussteigen mussten wir allerdings dann über die Behindertenrampe, da man unterdessen den Weiher eingezäunt und die Wasserabläufe geöffnet hatte – Saisonschluss auch für die Angefressensten.