2nd, male und ich haben uns heute elternhalber gefragt, ob hinter unserer Kulturvermittlung an 3rd überhaupt irgend eine Idee steht? Wir mussten zerknirscht zugeben, dass nein.

Nehmen wir dieses Pfingst-Wochenende: Am Freitag waren wir auf 3rds Anregung in einem Gitarrenkozert von einem Oud-Spieler, einem Gitarristen und einer Pipa-Spielerin. Die Pipa kannten wir nicht und Ling Ling Yü, die sie spielte, hat 3rds Prophezeiung (die er seinerseits von seinem Musiklehrer hatte) bestätigt: „Sie ist nicht grösser als ich aber sie spielt wie der Teufel.“ Genial, wie die Gitarrenkonzerte Bern eigentlich immer sind.

Dann haben wir für Samstag eine Flamencoaufführung (dieses Mal gegen 3rds Willen) abgesagt, mangels Energiepunkten.

Am Pfingstsonntag haben wir die Quatierkultur gepflegt, die hier ja einiges hermacht. Vor allem blüht der islamische Teil an christlichen Feiertagen, die Muslime nutzen diese Zeit der Langeweile mit geschlossenen Läden und Restaurants für private Treffen und Grillpartys und alle zusätzlich fallenden Feste.

Heute Pfingstmontag sind wir von der Provinz in die echte Stadt gefahren, um ein paar Gräber zu besuchen. In der Exilantenstadt sind nämlich sehr viele Berühmtheiten begraben, (ich glaube) sämtliche Manns, James Joyce, Eilas Canetti, Paul Esterházy, Therese Giehse, Verena Loewensberg. Doch zuerst haben wir in einem der ersten Autobahnrestaurants gefrühstückt, das die Siebzigerjahre losgeworden und aufwändig renoviert worden ist.

Wir waren auf dem neuen Israelitischen Friedhof (oberer Friesenberg) und dem alten Israelitischen Friedhof (unterer Friesenberg) und haben die Gräber besucht von:

  • Mascha Kaléko (Lyrikerin),
  • Otto Klemperer (Dirigent),
  • Erwin Leiser (Filmemacher, u.a. „mein Kampf“) und
  • Felix Salten (Autor „Bambi“ und – was wenige wissen – „Josefine Mutzenbacher“)
  • Zusätzlich hat 3rd überall da einen Stein hinterlassen, wo ein Toter seines Namens begraben war, Nachnamen zählten auch.

    Dann sind wir mit der S-Bahn (oder war’s das Tram?) auf den Uetliberg geruckelt und haben vom Aussichtsturm durch Ströme von Regen aufs bewölkte Tal geschaut. Eingekehrt (wie man in der Schweiz „etwas trinken gehen“ nennt) sind wir nicht, es ist dort oben sehr vornehm und die Sonnenterrasse war ja heute keine Option.

    Müde aber zufrieden sind wir wieder im Block: Mutter bloggt und bügelt, Vater und Kind machen neben dem Nachtessen ein Pokémon-Duell. Das gibt Lebens- und Energiepunkte. Wenn kein Gegner dazwischen kommt.