Viel Laerm um nichts?

(Aus einem Foto von Dylan Martinez, 29.04.2011)

Weshalb man heute noch über die Kabel von Staubsauger und Bügeleisen stolpert? Ich habe gestern alles liegen lassen und mich für mindestens ein Jahr mit „Royalem“ eingedeckt. Seitdem mein Coiffeur mit seinem Team so effizient arbeitet, bleibt keine Zeit mehr, in den Klatschheftchen zu blättern, habe also die totale Nullahnung, was da über mir alles läuft, wermitwem, werschwangervonwem, werneuenaseoderbusen, werwokindadoptiert, werwenwegenwemverlassen …
Die echte Hochzeit war ja todlangweilig – mit einem einzigen Lichtblick (Bild Nr. 40).
Erst heute, nachdem von den Medien eine Menge raus- und zusammengeschnitten wurde, erhält das gekünstelt Ganze ein bisschen Leben. Z.B. die royalen (wird sicher noch Wort des Jahres) beiden Hurtig-Küsschen wirken aneinander gereiht fast herzig.
Was ich auch schön fand war, wie Samantha Cameron die ganze Downigstreet mit Fähnchen schmückte, für alle Kuchen gebacken hat und eigenhändig Stühle und Tische auf die Gasse rückte, damit das ganze von Sparprogrammen gebeutelte Volk „umfassend feiern“ konnte.
Das Positive an diesem ganzen Geroyel: ich habe, diesmal nicht durch einen Krieg in unbekannten Gebieten, etwas gelernt. Schöne Spitzen gibts nicht nur in Sankt Gallen. Dank den Näherinnen, die folgsam ihre Hände alle dreissig Minuten waschen gingen und die Nadeln alle drei Stunden wechselten, blieb das Hochzeitskleid blü-ten-rein. (Der Bund, 30.04.2011)