Mit der Kräutersuche war’s heuer nicht so einfach. Ein Aprilschnee bedeckte die zarten Pflänzchen, und den Hauswänden entlang fuhr eine scharfe Bise. Trotzdem tat ich mein Bestes fürs traditionelle Eierfärben bei mir im 16. Stock. Ich kroch abseits der Hunderouten unter Büsche, umrundete Baumstämme auf der Suche nach dekorativem Grün und trat dabei xmal auf meinen Schal beim Erklettern sämtlicher Schlittelhügel im Quartier.
„Offene Tür“ am Karfreitag gibt es bei mir seit ungefähr dreissig Jahren. Damals war an diesem Tag alles geschlossen. Viele Familien im Quartier, der christlichen Feiertage unkundig, hatten es verpasst, am Gründonnerstag bis 16 Uhr genügend Essen einzukaufen. Natürlich war es mir nicht möglich, alle Hungrigen zu speisen, und einige hätten auch nichts angenommen. So kam ich aufs Eier Färben. Die Kinder waren an diesem meist nasskalten Tag beschäftigt, konnten Züpfe und Käse essen und eine Schachtel Ostereier nach Hause nehmen.
Hier ein altes Foto von 1993:

Quartierkinder 1993

Die „Offene Tür“ ist geblieben, obwohl der Karfreitag kein so „Heliger Tag“ mehr ist. Ich verschicke keine Einladungen. Man darf einfach kommen zum Plaudern, Spielen, Kaffee trinken und wer möchte, zum Eier Färben. Die Sude mit den Naturfarben aus Zwiebelschale, Malvenblüten, Blauholz und Läusepänzerchen stehen auch in diesem Jahr bereit.

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Kleine Fotogalerie der ersten Runde:

Susanne u. Tarek Dolma
Marianne Marwa
Mariann Rosmarie

Die ersten zwölf von zweihundertvierundzwanzig Ostereiern aus meiner Küche:

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