Es ist 05:12 Uhr. Eben habe ich eine Oogle-Suche „schrägband waschen vor verarbeitung“ gemacht und subito Antworten gekriegt: Nein! Frühmorgens eine klare Antwort auf eine Frage zu erhalten, ist beruhigend. Ich steppe das Schrägband ungewaschen an die runde Tischdecke.

Es sind eigenartige Zeiten, in welchen einem die Gedanken durch den Kopf poltern und zu welchen ich keine passenden Worte finde. Wenn ich meine trotz beigelegtem Apfel blühunwilligen Bromelien giesse – in die Trichter der Blattrosetten – höre ich ein feines Knacken, wie das Brechen eines trockenen Ästchens. Ich stelle mir vor, dass das die Hoffnung sein könnte, die stirbt.

Letzthin recherchierte ich für das Lexikon die biografischen Daten einer Berner Schriftstellerin. Für das Todesanzeigenportal brauchte es ein Login. Nach meiner Anmeldung wurde ich fündig, aber nun erhalte ich alle paar Tage von „tap“ die aktuellen Todesanzeigen 3000 Bern/BE und Umkreis von 15 km. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich mich aus dieser tap-Liste abmelden kann. Es eilt ja nicht, und schadet nicht, wenn ich heute kurz an die mir unbekannten Verstorbenen Barbara Megert, Erna Messerli, Ruth Hallauer und Vera König denke.

Die Nachbarin ist entsetzt über mein schiefes, rechtes Sprunggelenk. Kaum ansehen kann sie’s. Ob es nicht möglich sei, ein eisernes Gestell zu tragen, damit der Fuss begradigt werden könne? „Theres“, sage ich, „ich werde mit diesem Bein sterben.“ Vorgestern bestellte ich in Spanien ein Paar Sandalen …

… und UPS hat sie mir gestern geliefert. Ist es eine Zumutung für die Mitmenschen, einen Hinkefuss in roter Sandale unter die Augen zu bekommen? Mir ist das völlig egal. Gerade Humpelfüsse brauchen Rojo metalizado.

Wenn ein christliches Fest ansteht, können sich die Bewohnerinnen und Bewohner auf das tamilische Ehepaar im Block verlassen: Der Liftvorplatz im EG ist üppig österlich geschmückt mit spriessenden Haselzweigen in Bodenvase, bunten Eiern, Häuschen für flaumige Dotterentlein und Büschchen für die Häschen. Statt Reglemente und Verbote hängt im Mitteilungskasten ein Strohkranz mit farbigen Bändern und Frühlingsblümchen aus Plastik. Reklamationen aus anderen religiösen Gruppen sind mir nicht bekannt.

Vor der Kellertür stehen eine ausrangierte Ständerlampe und ein Bild in einem Wechselrahmen. Frau Reiter vom 3. Stock findet Gefallen am spanischen Fächer mit den roten Rosen und dem eingerollten Notenblatt. Ein bisschen feucht abwischen und aufhängen will sie das Bild – alles taptap tiptop.

Heute Morgen hat es kurz und heftig geschneit.