Schweizerische Frauenstimmrechts-Schnecke 1928

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich in der vergangenen Woche nie auf dieses Jubiläum angesprochen wurde. Im Gegensatz zu unzähligen Frauen, die sich noch nach Jahrzehnten an allerkleinste Details erinnern …

Reporterin: Wie alt waren Sie damals?
Passantin: Ich war gerade fünf.
R.: Was ist Ihnen von diesem Tag in Erinnerung geblieben?
P.: Mein Vater hat jedem von uns Kindern mit dem Pinsel einen Klecks Rasierschaum auf die Nase getupft und Mutter hat ihm unter dem frisch rasierten Kinn die Kravatte gebunden. Mein Bruder und der Hund durften Vater dann ein Stück des Wegs begleiten. Ich fütterte die Hühner, die auch aufgeregt waren, was besonders den Hahn erzürnte. Schon damals regte sich in mir diese Abneigung gegen männliche Herrschaftsansprüche, und ich drohte dem Güggel: ‚Wart nur, sobald meine Hände kräftig genug sind für den Gertel, wirst du in der Pfanne landen!‘
R.: Sie setzten sich schon in sehr jungen Jahren für die Gleichberechtigung von Frauen ein?
P.: Ja, ich fand es einfach nicht Recht, dass die Väter immer den Speck und die Wurst essen durften und Kinder und Mütter sich mit Schwarte und Darm zufrieden geben mussten. Und später auch im Büro, als ich dem Chef ständig Kaffee bringen musste. Das dauerte ja Jahre, bis diese Kafiserviererei nachliess, Gott George sei Dank.
R.: Welche Frau war damals Ihr Vorbild?
P.: Da muss ich nicht lange überlegen. Es war meine Grossmutter und eigentlich auch meine Mutter und eigentlich auch mein Vater, der kein Matcho war.
R.: Welchen Teil diese Tages möchten sie noch einmal erleben?
P.: Mutters Öpfelrösti mit Vanillesauce.
R.: Danke für dieses Gespräch.

…hatte ich diese Abstimmung so etwas von nicht mitbekommen, dass ich den Grund dafür in uralten Papieren suchen musste.
Natürlich wurde ich fündig: Mein Kind war damals kaum 2 Jahre alt, mein Partner befand sich für unbestimmte Zeit auf Kerouacs Spuren, ich war am Umziehen in einen anderen Kanton und auf Wohnungs- und Arbeitssuche.

… angeschoben und gezogen von Frauengenerationen 1848-1971

(Quelle: Gosteli-Stiftung Worblaufen BE)