Meine fromme Bowil-Grosstante geizte mit allem, ausser mit ihren Sprüchen aus Bibel und übrigem Volksmund. Verpatzte man in der Schule eine Probe, meinte das Weibchen: Hoffart kommt vor dem Fall. Löschte man abends die Lampe nicht beizeiten, brummelte sie: Der Faule wird am Abend fleissig.
Später hatte ich eine Lehrerin, bernische Frauenrechtlerin der ersten Stunde, die uns aufschreiben liess: Wer sich viel vornimmt, der wird viel leisten.
Mehr Weisheit, um ein Leben zu meistern, braucht es wirklich nicht.
So kommt z.B. (spätabends, ungünstig fürs Sticheln mit schwarzem und grauen Faden) endlich der Knopf an die graue Bluse und die defekte Naht am schwarzen Lederhandschuh wird zugenäht.
Im verschneiten Garten liegen fürs Märzenbauern zwei Haufen Mist aus dem quartiereigenen Tierpark. Mist, multikulti wie alles hier in Berns Westen, von Lama, Esel, Pony, Ziege und Huhn – geruchsintensiv und gratis. Ohne die Hilfe des Hauswarts wäre aus dem Transfer durch die Baustellen von Tram BernWest nichts geworden.
Fleiss, Vornehmen und Leisten geht, aber die Hoffart ist schwieriger zu handhaben. Aus Angst vor einem Fall ist es nicht ratsam, sie total aufzugeben. Wenn meine Bowil-Tante die nicht säenden, nicht erntenden aber trotzdem vom Himmelvater ernährten Vögelchen erwähnte, sah ich immer auch einen Hoffnungsschimmer für die Faulen und Gefallenen.