Di 15 Mai 2018
Zum Beispiel, im wahrsten Sinne des Wortes, ein schwarzer Berg Wäsche auf das Bügeleisen, dreissig Setzlinge Kapuzinerkresse aufs Einpflanzen, diverse schwarzweisse Taubensch … auf den neuen Fenstersimsen auf einen Putzlappen und einige angefangene und liegengebliebene blogk-Einträge auf die Publish-Taste.
Mein jüngerer Enkel (2nd3rd, male, 9.6) beschrieb mir letzhin drei seiner Lehrerinnen. Eine davon, Frau Oosli, sei so wie ich, nur hätte sie mehr Abenteuer erlebt.
Ich bat ihn dann, mir ein ooslisches Abenteuer zu erzählen, was er gerne tat. Die Lehrerin war zusammen mit ihrer Schwester im Jura unterwegs. Auf einmal galoppierte eine Herde Pferde auf die beiden Frauen zu. Diese erschraken fürchterlich, aber die Tiere blieben wie auf Kommando vor ihnen stehen und niemandem wurde ein Haar gekrümmt.
Was ich damit sagen will: obwohl ich kaum Abenteuer hier veröffentlichen kann/darf, versuche ich doch für die Familie (und für ein paar treue Leserinnen und Leser) dieses oder jenes zu notieren. Wer weiss, vielleicht helfen die kleinen Einträge, sich an eigene Abenteuer zu erinnern.
Mich erinnerten die Jura-Pferden an die Affenhorde, angeführt von einem kräftigen Silberhaarigen. Ich stieg durch einen Rhododendrenwald hinauf zu einer abgelegenen indischen Poststelle, als die Affen zu mir herunterstürzten und -kugelten. Eben hatten sie das Gärtchen eines Dorfbewohners geplündert. Der Mann liess sich das nicht gefallen und rückte den Dieben zielsicher mit der Steinschleuder – plopplopp – auf den Pelz. Am „stotzigen Bord“ stand ich plötzlich mitten unter Brüdern und Schwestern auf der Flucht. Ich dachte nur: Das glaubt mir keiner, denn das Internet war noch lange nicht in Sicht. Das habe ich meinem Enkel nicht erzählt, denn ich wollte ihm das Pferdeabenteuer seiner geliebten Lehrerin lassen.
Und nun zu weiteren Meldungen:
Seit dem 12. Mai sind Grossesmädchen und ich angebadet. Bei 17° liess ich mich, nicht besonders elegant, rückwärts ins Wasser fallen. Platz war genug da. Nur vier „Neoprenler“ crawlten zügig rund am Beckenrand. Grossesmädchen tauchte ein bisschen und setzte sich dann an die Sonne. Ich blieb eine halbe Stunde im Wasser und trank nachher auf der Terrasse die erste Weierli-Schale zusammen mit meiner Nachbarin.
Am Donnerstag, Auffahrt, machte ich auf eindringliches Bitten meiner Töchter zum Familienznacht nur ein „Café complet“. Zu den verschiedenen Käsesorten gab’s noch den aus dem Justistal (eingetauscht gegen Rhabarber). Hauchfein gehobelt schmeckte er wunderbar. Zum Dessert assen wir unbekanntes Gebäck aus Polen, welches 2nd, male von seiner Geschäftsreise mitgebracht hatte – eine Art Lebkuchen mit Himbeerfüllung.
Die beiden Jungkrähen durften in meinem Bett schlafen. Sie lieben es besonders, bei mir zu übernachten, wenn sie am Morgen schulfrei haben und lange im Piji bleiben dürfen. Ich schlief auf dem Sofa, welches zum Glück bequemer ist als all die Sofas in den Filmen, wo die Decken zu kurz und die Kissen zu hart sind und von welchen man garantiert gerädert aufzustehen versucht. (Solche Sofaszenen gefallen mir besonders gut. Gemein, ich weiss, denn meistens sind es Männer, die so unkomfortabel übernachten müssen.)
Am Freitag fuhren wir auf den Langen Berg, um die Gräber zu pflegen, wie man so sagt.
Jahrzehnte bin ich hier vorbei gefahren und erst jetzt ist mir der alte Speicher von 1744 am Wegrand aufgefallen.
Obwohl die Eisheiligen vor der Tür standen, wollte ich vor Pfingsten alles jäten und neu anpflanzen. Zu meiner Beruhigung war ich nicht die letzte Pflegerin, was so ein bisschen eine Schande wäre. Zahlreiche Gräber trugen noch den havarierten Winterschmuck, und die Wege dazwischen waren von Unkraut überwachsen. Grosses Mädchen spielte wieder Klavier in der Kirche, bis der Organist zum Üben kam und seine Orgelmusik über den Friedhof brauste.
Im Dorf sahen wir ausser einigen Wanderern auf dem Pilgerweg niemanden. Wir fuhren durch den Wald auf die Bütschelegg, wo man einen eindrücklichen Rundblick auf die Berge und den Thunersee hatte. Natürlich waren wir bei diesem Prachtswetter nicht die Einzigen auf der Egg. Im Restaurant, seit Jahren von Tamilien geführt, gab es Frites für die Kinder und für mich Rösti mit Bratwurst. Serviert wurde dieses uralte Bernergericht – ich musste grediuse lachen – in einer kleinen Eisenpfanne, die Wurst aufrecht aus der Rösti ragend.
Nichts ist zu gering, um Shiva zu ehren!
Den ganzen Sonntag verbrachte ich werkelnd im Garten, der sich im Moment vom Frühlings- auf den Sommerflor umstellt.
(Das ist der schattigste Teil des Gartens.)