Es dämmerte bereits und nieselte nur noch, als sie das Haus erreichte. Das Wasser des Sees schlug gegen das Ufer, und die Nachtigallen sangen ihr letztes Lied. Die Grasmücken und die Rohrsänger waren schon aufgewacht, und in der Ferne wieherte ein Pferd. Damals wusste sie es nicht, aber diese Gräusche würden sie ein Leben lang begleiten. Jenseits von diesem Ort und dieser Zeit würden sie in ihre Träume und Albträume eindringen und sie an das erinnern, was sie getan hatte…

Das bin natürlich nicht ich, sondern Alice Edevane aus dem „Seehaus“.

Ich stehe erst gegen acht Uhr auf. (Um 03:04 Uhr hat mein Telefon geklingelt, o Schreck!! Ein Anruf aus Tonga. Ich habe nicht abgehoben.)
Das Wetter weiss noch nicht so recht, was es will, aber Apps versprechen Sonne gegen Mittag. Vor dem Anziehen beantworte ich ein paar Nachrichten auf dem Handy, räume auf, lüfte die Wohnung und bündle die gelesenen Zeitungen. Erst jetzt finde ich auf meinem Nachttisch das Zettelchen meiner Enkelin mit Herz und I love you, darauf liegt eine rosa Flamingofeder. So lieb, dieses Kind!
Heute kann ich wieder einmal meine Haare richtig kämmen, nachdem ich mich seit Wochen mit feuchten Strähnen abfinden musste.
Bevor ich Kaffeewasser aufsetze, widme ich mich den Geranien auf dem Balkon, die farblich immer noch nicht zusammenpassen, aber in Gemeinschaft mit Efeu und Rosmarin doch ganz passabel aussehen. Gerade habe ich gelesen, dass einer seinen Basilikum jeden Tag streichelt. Das tue ich den Geranien nicht an, breche nur Verblühtes weg, gebe ab und zu ein bisschen Dünger und giesse regelmässig.
Der Glockenturm spielt das „Munotsglöckelein“ und die Schulkinder rennen in die grosse Pause.
Zum späten Frühstück öffne ich ein Glas Konfi vom letzten Jahr, Mirabellen aus Frankreich, ein bisschen säuerlich. In diesem Sommer habe ich zu den Mirabellen Aprikosen genommen. Das gab eine sehr feine Konfitüre.

Inzwischen ist der Himmel blau. Eigentlich könnte ich zum Schwimmen gehen. Die Wohnung sagt nein, ich müsse Staub saugen und den Badezimmerboden feucht aufziehen. Ich sage nein und lese mich durch die liegen gebliebenen Zeitungen: Sommer vorbei, erste Nikolauslebkuchen in einigen Geschäften, Interview mit dem Hassprediger von Nidau, Berichte über die Abstimmungsvorlagen für den 24. September, Unwetter …

Um 14 Uhr gehe ich in den Garten. Nach den Regentagen gibt es viel zu tun. Ich säe Nüsslersalat und Winterspinat, jäte, schneide trockene Zweige zurück, hacke ein bisschen und esse ein paar Karotten, wische mit dem Reisigbesen die ersten Herbstblätter zusammen. Mit Feder- und Rosenkohl, dazu Spinat und Nüssler sollte auch im Winter etwas Grünes auf den Tisch kommen.
Im „Schwick“ (im Nu) vergehen die Stunden zwischen den Beeten. Eigentlich ist man ja nie fertig, aber wenn nach dem Jäten und Giessen alles wieder ordentlich aussieht, ist man sehr zufrieden und kann’s nicht lassen, einige Fotos zu machen.

Kapuziner mit Frau

Salat 1 Salat 2
Salat 3 Salat 4
Salat 5 Zucchetti

Fuchs mit Zuckerhut

Zusammen mit meiner Enkelin, die von der Klavierstunde kommt, gehe ich über den Schulhausplatz nach Hause. Da ich ausser dem Spätstück und den Karotten heute noch nichts gegessen habe, wasche ich den Eichblattsalat, schneide Tomaten und Kräuter und schlage einen Omelettenteig, gebe den Rest Kräuter und etwas geriebenen Parmesan dazu. Die frischen Himbeeren gebe ich in ein Schälchen, übergiesse sie mit etwas Joghurt, streue wenig Zucker darüber. Sobald das Omelett in der Pfanne fein brutzelt, giesse ich ein paar Löffel Sauce (selbstgemacht) über den Salat.
Bald ist ein leckeres Essen fertig.

Aus dem Garten

Den Beerenjoghurt zum Nachtisch garniere ich mit etwas Rahm aus der Dose und dem Rest Himbeeren.

Jetzt ist ein Fussbad das Richtige. Eigentlich bin ich gar nicht der Rätseltyp, aber manchmal beisse ich mich doch fest an den Knacknüssen von Trudy Müller-Bosshard in „Das Magazin“. Nein, nein, ich kann während meiner Fusspflege nur 18 Fragen beantworten, was aber reicht, um das Lösungswort zu finden (Klingt nach schiefhängendem Freudenhaussegen).
Wer noch nicht bei 32 senkrecht angekommen ist: der beim Dichterfürsten vom Gebrochenen Gestochene ist der KNAB, der das Röslein auf der Heiden brach.

Später schalte ich die Tagesschau ein und bleibe einen Moment an einem alten Tatort hängen, in welchem Peter Weck Chrystal Meth schmuggelt. Bibi und Moritz ermitteln im Altersheim – grosse Tristesse.
Vor dem Schlafengehen suchte ich noch ein bisschen Aufmunterung in den zahlreichen neuen Kleiderkatalogen. Auch dort ziemlich viel Tristesse.

Ich lasse die Spülmaschine laufen und werfe noch zwei Tabletten, die eigentlich für künstliche Gebisse im Glas gedacht sind, in die WC-Schüssel, das ist billig und reinigt prima.
Der Beinahevollmond scheint auf meine Decke und ich mache noch ein paar Fotos von dieser Crêpe au beurre.

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